Neufundland am Karlsplatz

Bilder von Silke Otto-Knapp in der Kunsthalle Wien am Karlsplatz
Saisonstart mit Malerei von Silke Otto-Knapp und neuem Café.

Der Glaskubus am Karlsplatz wurde von der Kunsthalle Wien lange als "Nebengleis" bespielt, durch die Schließung des beliebten Cafés im Oktober des Vorjahres drohte der Ort zuletzt in der Wahrnehmung ganz zu verblassen.

Doch nun stehen die Zeichen auf Neustart: Kunsthallen-Chef Nicolaus Schafhausen will dem lichtdurchfluteten Schauraum in der Programmierung dieselbe Priorität einräumen wie dem (ungleich größeren) Haupthaus im MuseumsQuartier. Den Anfang macht eine Schau der Malerin Silke Otto-Knapp (bis 25. 5.), die bis vor Kurzem an der nahe gelegenen Akademie der Bildenden Künste unterrichtete.

Das Café – unter "Motto"-Betreiber Bernd Schlacher besonders im Sommer als Catwalk urbaner Wienerinnen und Wiener etabliert – eröffnete nun mit dem neuen Pächter Andreas Wiesmüller und einem neuen Gesicht wieder: Das Lokal heißt nun "Heuer am Karlsplatz", Küchenchef Peter Fallnbügl verspricht hier puristisch-geradlinige Küche zu einem "vernünftigen Preis".

Karlsgarten

Auch die Vegetation soll auf dem dreieckigen Grundstück, an dem täglich Tausende Autos vorbeirauschen, bald in neuer Form gedeihen: Der von der Kunsthalle mitbegründete "Verein Karlsgarten" schrieb einen Ideenwettbewerb aus, um zu erkunden, wie der Platz im Sinne des derzeit sehr angesagten "Urban Farming" genutzt werden kann.

Dass die Kunsthalle ihren durchsichtigen Schauraum mit Landschaftsmalerei (im erweiterten Sinn) einweiht, hat vor diesem Hintergrund eine gewisse Logik: Hier gilt es, nicht nur in die Bilder hinein-, sondern auch aus dem Raum hinauszublicken und sich sich als Teil des ganzen Gefüges wahrzunehmen.

Silke Otto-Knapps vordergründig unspektakuläre Malerei bietet hier viele Anknüpfungspunkte: Die gebürtige Osnabrückerin malt nie einfach nur Landschaften oder Interieurs, sondern stets künstliche Arrangements – mal ist ein romantisches Mondschein-Bild von Vogel-Ornamenten umrahmt, mal blickt man in den Guckkastenraum eines Bühnenbildes.

Neufundland

Die Inspiration dafür holte sich Knapp einerseits während eines (von Kunsthallen Chef Schafhausen mitbetreuten) Atelier-Programms auf der Insel Fogo in Neufundland. Andererseits baut sie auf einem langen Interesse an Tanz, Choreografie und Bühnenbild auf.

Knapps Bilder in der Kunsthalle Wien sind feine Destillate dieser Beschäftigung: In Grautönen gehalten und mit einer Technik gemalt, in der die Farben nach dem Auftrag teilweise wieder abgewaschen werden, sind hier alle Information zu Raum, Atmosphäre, Geschichte und Gegenstand aufs Nötigste reduziert. Es ist Malerei, die flüstert.

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