Kunsthalle: Matts holprige Entmachtung
Die KURIER-Infos vom Mittwoch wurden am Freitag offiziell bestätigt: Der umstrittene Chef der Kunsthalle Wien, Gerald Matt, wird entmachtet.
Doch der nach Monaten des Zuwartens gefundene politische Veränderungswille von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny und dem grünen Kultursprecher Klaus Werner-Lobo ist schwer umzusetzen: Ein klarer Schnitt scheint vorerst unmöglich zu sein. Die am Freitag präsentierte Lösung dreht einige rechtlich offenbar notwendige Pirouetten, die Überführung der Kunsthalle in eine GmbH im Eigentum der Stadt Wien dürfte sich schwierig gestalten. Vor allem auch, weil Matt sich massiv wehrt.
Direkten Zugriff hat die Kulturpolitik trotz Subvention nicht: Die Kunsthalle ist ein unabhängiger Verein. Die "Crash-Lösung", diesem Verein die Subvention zu entziehen, lehnte Mailath ab.
Daher wird versucht, alle rechtlichen Flanken abzudecken: Matt wird nicht entlassen. Und nicht, wie ursprünglich überlegt, für vier Monate freigestellt, sondern nur für drei (von Jänner bis März 2012). Dies sei arbeitsrechtlich begründet, betonte Mailath-Pokorny: "Mir wurde versichert, das ist möglich." Der Vereinsvorstand habe dem zugestimmt, so Mailath.
Der Vorstand leugnet aber Freiwilligkeit: In einer Aussendung hält er fest, dass die temporäre Dienstfreistellung von Matt nur "aus politischen Gründen und auf Druck" angeordnet wurde.
Und die GmbH-Pläne sieht der Vorstand nur als Verhandlungsgegenstand: "Um die Zukunft der Kunsthalle und ihrer über 50 Arbeitnehmer sicher zu stellen", wird "der Verein in die Verhandlungen über eine Umsetzung der Maßnahmen eintreten".
Eine weitere Maßnahme: Matt wird bei vollen Bezügen freigestellt - "das ist immer noch günstiger als weiterzuwarten", sagt Werner-Lobo. Und auch wenn die Lust der Grünen "enden wollend" ist, dass Matt am 1. April wieder als Direktor im Amt sitzt: eine Kündigung ist derzeit nur eine Option.
Erst muss eine unabhängige Expertise "alle relevanten Vorwürfe klären". "Ergebnisoffen", sagt Mailath. Theoretisch könnte Matt also zurückkehren.
Und Matt geht offenbar davon aus. Er habe "stets korrekt für die Kunsthalle Wien gearbeitet", ließ der in den USA weilende Direktor wissen. Er plane daher, seinen Vertrag bis Ende 2014 zu erfüllen. Es sei "infam", dass mit "Diffamierung und willkürlichem Subventionsentzug eines der wohl erfolgreichsten Häuser für internationale zeitgenössische Kunst in Österreich aus parteipolitischem Interesse fortwährend geschädigt und diskreditiert werde", kritisierte Matt die Grünen.
Die Opposition übt heftige Kritik an der Vorgehensweise: "Transparenz und Neubeginn sehen anders aus", sagt etwa die Kultursprecherin der ÖVP Wien, Isabella Leeb.
Am 26. Jänner soll jedenfalls die GmbH-Gründung im Gemeinderat beschlossen werden. Am 1. Februar soll die GmbH den Verein als Betreiber ersetzen und in Folge die neue kaufmännische Leitung ausschreiben. Diese soll künftig gleichbereicht mit der künstlerischen Leitung agieren - mit der alten oder einer neuen.
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