Das Grauen lauert überall

Die Französin Agnès Geoffrey hat mit einer Infrarotkamera nächtliche Szenarien festgehalten.
Die Kunsthalle Wien bittet bis 12. Jänner in den reich befüllten "Salon der Angst".

Herzrasen, Schweißausbrüche oder Atemnot – das ist lediglich eine kleine Auswahl der körperlichen Symptome, die Angst auslösen kann. Dem existenziellen Gefühl hat Kunsthallen-Direktor Nicolaus Schafhausen seine erste große Ausstellung gewidmet: 44 Künstler nähern sich im „Salon der Angst“ der komplexen Thematik von individueller sowie gesellschaftspolitischer Perspektive an.

„Angst ist ein sehr prominentes, oft auch sehr humorvolles Motiv in der Bildenden Kunst“, erläutert Schafhausen. „Die Schau widmet sich vor allem dem diffusen Gefühl der Unsicherheit und Bedrohung, zeigt aber auch die kulturelle Prägung individueller wie kollektiver Angsterlebnisse auf. Dass die Angst immer mehr wird, ist eine Tatsache. Alle haben ständig vor irgendetwas Angst.“ Der US-amerikanische Multimedia- und Performancekünstler Cameron Jamie beispielsweise thematisiert die Angst vor dem Tod. Seine Fotografien zeigen die trashige Halloweenkultur in US-Vorstädten.

Kleine Kinder, die mit vor Schreck aufgerissenen Augen in ihren Betten liegen, sieht man wiederum bei der französischen Künstlerin Agnès Geoffrey. Befremdlich ist auch die „Collage-Truth“ des Schweizers Thomas Hirschhorn. Er montiert aus Hochglanzmagazinen geschnittene Models in Fotos von Kriegsschauplätzen. Ergänzt werden die zeitgenössischen Arbeiten von historischen – etwa von Alfred Kubin, Francis Picabia oder Ferdinand van Kessel.

Erwin Ringel hat in seinem Werk „Die österreichische Seele“ geschrieben: „Der Österreicher hat eine Zweizimmerwohnung. Das eine Zimmer ist hell, freundlich, die ,schöne Stube‘, gut eingerichtet, dort empfängt er die Gäste. Das andere Zimmer ist abgedunkelt, finster, verriegelt, unzugänglich, völlig unergründlich.“ Es ist kein Zufall, dass die Kunsthalle in den „Salon der Angst“ bittet und den Besucher hier ungeschönt mit den hässlichen Seiten des menschlichen Daseins konfrontiert: „Ich möchte nicht wissen, was in den Salons zu Hause – Salon bedeutet ja auch Wohnzimmer – an Angst verhandelt wird“, betont Schafhausen.

Impressionen der Ausstellung

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