Kunstbetrachtung in einer modernen Wunderkammer
Bilder hängen ohne Rahmen in der Luft, Objekte versperren wie Leitplanken den Weg, Licht dringt durch farbiges Papier gedämpft durchs Fenster, aus einem Lautsprecher tönt eine Stimme: Die Ausstellung „Function Follows Vision, Vision Follows Reality“ in der Kunsthalle am Karlsplatz (bis 23. 8.) ist so ziemlich das Gegenteil dessen, was man von Kunstschauen in klinisch weißen, meditativen Museumsräumen gewohnt ist. Doch sie nimmt einen gefangen.
Die Kunsthallen-Schau (realisiert in Kooperation mit der Kiesler-Privatstiftung) versucht allerdings erst gar nicht, Kiesler akademisch aufzuarbeiten (diese Aufgabe wird 2016 wohl einer großen Schau im MAK zukommen).
Die Ausstellung zeigt vielmehr Werke anderer Künstler, die neben Entwürfen Kieslers platziert sind und diese mehr oder weniger direkt aufnehmen: Céline Condorelli stellt ein Objekt aus Kupferrohren, einem Ventilator und einem Lautsprecher aus, Nicole Wermers zitiert mit Pelzmänteln und Stühlen Kieslers Schaufenster-Gestaltungen, vom Komponisten Morton Feldman – einem Freund Kieslers – ist eine Partitur ausgestellt.
Das Zusammenspiel der Künste ist das Stichwort in diesem Raum, dazu das ständige Bemühen, Formen zu sprengen und Besucher geistig wie körperlich in Bewegung zu halten. Man muss nicht jedes einzelne Werk verstehen, um diese Ideen in der Schau zu begreifen.
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