Kunst statt Schneekanonen als Tourismusmotor

So soll die Kunsthalle "arlberg 1800" 2016 aussehen. Markiert wird sie von einer Skulptur von Hans Schabus, die an eine riesige Stecknadel erinnert.
Am Arlberg soll eine neue Kunsthalle die Region beleben. Doch was kann Kunst leisten?

Am Dach ragt ein Kaktus in die Berglandschaft, in der Tiefgarage ist ein Volvo auf vier Magnum-Weinflaschen aufgebockt: Im „Arlberg Hospiz Hotel“ in St. Christoph/Tirol ist die Kunst eingezogen. Studierende der Klasse von Brigitte Kowanz an der Wiener Angewandten verwundern seit Anfang Dezember Gäste mit ihren Werken.

Kunst statt Schneekanonen als Tourismusmotor
Arlberg 1800
Florian Werner, der Chef des Traditionsbetriebs, hatte 2008 das Virus der Kunstbegeisterung eingefangen. Seit 2009 lädt er Künstler zu Aufenthalten („Residencies“), zeigt Ausstellungen, bestückt Zimmer mit junger Kunst.

Kunsthalle in den Bergen

Dazu lässt Werner bis 2016 eine Kunsthalle mit 1500 m² Ausstellungsfläche und Konzertsaal bauen. Auf dem Bau - genannt "arlberg 1800", in Anspielung auf die Seehöhe des Ortes - soll eine Skulptur des Kärntner Künstlers Hans Schabus in Form einer riesigen Stecknadel thronen und St. Christoph auf der Kunst-Landkarte festmachen.

Kunst statt Schneekanonen als Tourismusmotor
Arlberg 1800
Werner ist freilich nicht nur Mäzen, sondern auch Geschäftsmann: Der Bau, dessen Kosten (rund 26 Millionen Euro) er teilweise durch den Verkauf von Ferienwohnungen finanziert, soll auch abseits der Ski-Saison und in schneearmen Wintern für Nächtigungen sorgen. "Ich habe 16.000 Nächtigungen im Winter und acht Monate Stillstand", sagt er. "36.000 Nächtigungen wären möglich." Insgesamt sei das Einzugsgebiet für die neue Kunsthalle sehr groß, man rechnet mit einemMehrwert für die ganze Region.

Kunst hilft Tourismus

Die Nachfrage nach Kunstprojekten in Tourismusregionen sei heute groß, erklärt der einstige mumok-Chef Edelbert Köb, der 2013 als Kurator für das Projekt „nock-art“ in Bad Kleinkirchheim engagiert wurde und seitdem öfters Anfragen bekommt – teils mit überzogenen Vorstellungen. „Wenn man sagt, dass man das nur macht, wenn es nicht bloß Dekor, sondern ein echtes Kunstprojekt ist, fallen drei von vier Anfragen wieder ab.“ Köb kämpfte zuletzt um die Finanzierung des „nock-art“-Projekts – mittlerweile geht er von einem Weiterbestand für drei Jahre aus.

Am Arlberg lässt Hotelier Werner mit seiner Bau-Investition wenig Zweifel daran, dass er es mit seinem Kunst-Engagement ernst meint; die Bespielung legte er in die professionellen Hände des Wiener Büros „section.a“. Was die Kunsthalle „arlberg 1800“ der Region bringt, lässt sich aber wohl erst in einigen Jahren sagen.

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