Kunst im Winterschlussverkauf

Öl auf Karton 25,8 x 35,5 cm Signiert und datiert rechts unten: HANS RANZONI (1)917. Rückseitig am Rahmen Ausstellungsetikett des Wiener Künstlerhauses Rückseitig bezeichnet, betitelt und datiert: Hans Ranzoni Lustschloss Belvedere 1920 Ausstellung: Wiener Künstlerhaus 1920 EUR 3.800,-
Händler versuchen, mit günstigen Preisen neue Sammler für heimische Kunst zu finden.

Morgen, Dienstag, werden auf dem internationalen Auktionsmarkt wieder Millionen bewegt: Sotheby’s London prophezeit seine „bisher stärkste Saison“. Bei der Abendauktion (geschätzter Umsatz: 120 Mio. €) kommt neben drei Schiele-Blättern aus Wien u. a. ein Picasso um 29 bis 40 Mio. € unter den Hammer. Und tags darauf folgt Christie’s ...

Zu reduzierten Preisen

Kunst im Winterschlussverkauf
Kurt Absolon 1925 Wien - 1958 Wulkaprodersdorf Katze Tusche, Graphit auf Papier 21 x 29,5 cm rechts unten signiert und datiert: Absolon (19)50 € 1.900,-
Es gibt aber noch einen anderen, bescheideneren Kunstmarkt: Hier sind oft „vergessene Helden“ relativ günstig zu haben, die doch Kunstgeschichte erzählen und mit malerischer, zeichnerischer Finesse beeindrucken. Immer wieder schrauben Händler die Preishürde herunter, um die Auseinandersetzung mit den Qualitäten dieser Künstler leichter zu machen.

Der Wiener Kunsthändler Herbert Giese hat den gesamten Keller seiner Galerie mit solchen Bildern vollgehängt. „Einiges hat es nie nach oben (in die eleganten Schauräume, Anm.) geschafft“, erzählt er. „Vielleicht war es zu klein, zu wenig repräsentativ, oder ein schwieriges Motiv“, sagt er und weist auf ein Porträt des Malers Ferdinand Stransky von 1957, das er um 1400 Euro anbietet. Der Künstler – einst geschätztes Secessions-Mitglied, dem das Belvedere 1962 eine Werkschau ausrichtete – ist heute kaum mehr bekannt.

2008 – anlässlich der Lehman-Brothers-Pleite – hatten Giese und sein Partner Harald Schweiger erstmals die Idee, derlei zu reduzierten Preisen anzubieten.

Mit Erfolg. „Wir haben die Bilder ja mit eigenen Augen ausgesucht, mit dem Ziel, sie ins reguläre Programm aufzunehmen“, sagt er. „Natürlich ist da auch die Idee, den Fuß in die Sammlertüre zu bekommen.“

Jene Kunst, die vom 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts in großer Menge entstand, hat heute teilweise Nachwuchsprobleme: Landschaftsgemälde, Stillleben und akademisch gemalte Szenen sind nicht unbedingt hip und angesagt.

Fürs Wochenendhaus

Die Händler geben sich entspannt: „Manche Kunden, die zeitgenössische Kunst sammeln, haben ein Wochenendhaus, in dem sie einen konservativeren Geschmack pflegen“, sagt Sophie Cieslar von der Wiener Galerie Kovacek & Zetter: Sie bietet bis 9. 2. Kunst zu „Aktionspreisen“ an. Sie verweist auch auf die Wertbeständigkeit der angebotenen Bilder. Allerdings: „Spekulanten sind sicher woanders zu Hause.“

Tatsächlich seien große Entdeckungen bei Werken, die von Händlern „gefiltert“ und lange nicht abgesetzt wurden, nicht zu erwarten, erklärt ein junger Wiener Sammler, der eher auf seine Spürnase bei Flohmärkten und Auktionen setzt. Er gibt aber auch zu, sehr viel Zeit mit der Suche zu verbringen.

Händler wiederum führen gerade ihre Fähigkeit, das Potenzial unbekannter Namen zu erkennen, als Leistung ins Treffen.

Letztlich, so erklären alle, sollte ein geübtes Auge und ein gutes Gefühl beim Kunstkauf entscheiden. Oft können dabei gerade weniger spektakuläre Bilder, egal ob alt oder neu, am stärksten beeindrucken. Händler Giese empfiehlt dazu, ein Werk über längere Zeit an einer Wand zu „testen“: „Ein gutes Bild vertreibt alle schlechten.“

Kunsthandel

Die Wiener Galerie Kovacek & Zetter (1., Stallburggasse 2) noch bis 9. Februar preisreduzierte Ware. Der Kunsthandel Giese & Schweiger stellt „Kunst zu kleinen Preisen“ dauerhaft im Souterrain aus (1., Akademiestraße 1).

Auktionen

Aktuell bietet das Wiener Dorotheum bei seiner Auktion „Ölgemälde und Aquarelle des 19. Jahrhunderts“ am Donners- tag, dem 7. Februar (14 Uhr) Bilder mit einem Schätzwert (großteils) unterhalb 3000 Euro an. (1., Dorotheergasse 17)

Online

Bei der ersten Online-Auktion aus Beständen der Warhol-Stiftung am 26. 2. sind Lithografien und Polaroids des Pop-Art-Stars ab 600 US-Dollar zu haben: Eine Chance für Sammler, mit kleiner Geldbörse auf dem inter- nationalem Parkett zu tanzen.

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