Kunst gibt endlich Ruhe: Die Rückkehr zur Innerlichkeit

Kunst gibt endlich Ruhe: Die Rückkehr zur Innerlichkeit
Schon vor dem aktuellen Stillstand mehrten sich Stimmen, Kunst nicht als Attraktion, sondern als Möglichkeit zur Einkehr zu begreifen

Meditationsmusik zieht durch den Eingangssaal des Museums, es gibt Ingwertee zu trinken. Nach einer Zeit der Einstimmung werden die Besucherinnen und Besucher – es sind nur vierzehn – gebeten, sich in den Saal im ersten Stock zu begeben und in Abstand zueinander auf Polstern Platz zu nehmen. Eine Kunstvermittlerin leitet zu einer meditativen Atemübung an. Dann wird die Gruppe – entspannt und mit einem angenehmen Gefühl der Leere im Kopf – in die Saalflucht entlassen, an deren Ende Gustav Klimts „Kuss“ hängt.

„Bel Silenzio“, schöne Stille, nennt sich dieses Format eines Museumsbesuchs, das bis zur Sperre der heimischen Museen vom Belvedere in Wien angeboten wurde – und vermutlich danach auch wieder angeboten wird. Denn wenn man die Prognose wagen darf, dann wird die Corona-Krise unsere Einstellung gegenüber Massenanhäufungen nachhaltig verändern – und vielleicht auch jene zur Kunstbetrachtung. Kulturtourismus, der sich im gedrängten Aneinander-Vorbeischieben an berühmten Werken mit obligatorischem Selfie erschöpft, scheint immer weniger erstrebenswert.

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