Kulturfinanzierung: So werden Sie Mäzen

Kulturfinanzierung: So werden Sie Mäzen
Auf verschiedenste Weise buhlen Österreichs Museen verstärkt um Kleinspender. Dabei weiß noch niemand, wie viel es tatsächlich zu holen gibt.

In Wien gehören die goldglänzenden Fahrradhelme mittlerweile zum Stadtbild. Das Kunsthistorische Museum (KHM) hat den Kopfschutz als Maßnahme zur Finanzierung der neuen Kunstkammer auf den Markt gebracht – von 49 Euro, die ein Helm kostet, kommen 21 der Sanierung zugute. Mehr als 1000 "Haupt-Mäzene" konnte das Museum bisher gewinnen.

Doch die vergoldeten Radler-Köpfe sind nur Zeichen für ein Umdenken und einen neuen Konkurrenzkampf in der Kunstwelt: Neben dem KHM verstärken auch andere Museen ihre Bemühungen, neben finanzkräftigen Sponsoren auch Kleinspender zu gewinnen. Dabei weiß niemand, wie groß der Spendenkuchen ist.

"Wir haben festgestellt, dass wir einen erklecklichen Anteil an Stammbesuchern haben, die sich freuen, wenn sie ihrer Identifikation über den Museumseintritt hinaus durch eine Spende Ausdruck verleihen können", sagt Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder, dessen Haus seit November 2011 mit Direkt-Mailings um Spenden wirbt.

Kaltes Wasser

Nach drei Aufrufen sieht Schröder die Bemühungen auf einem "guten Weg": "Bisher halten sich Kosten und Erträge die Waage – das ist zu diesem Zeitpunkt normalerweise nicht zu erwarten", sagt er. Auf Marktforschung zum Spenden-Potenzial hat das Museum aus Kostengründen verzichtet: "Wir springen da ins kalte Wasser", sagt Schröder. "Wenn ich nach zwei Jahren feststelle, dass es mehr kostet, als es bringt, werden wir das ohne viel Aufhebens einstellen."

Laut einer Studie der Wirtschaftsuniversität Wien machten 2011 nur zwei Prozent der Österreicher Geld für "Kunst und Museen" locker – beim Tierschutz waren es 20 Prozent. Für Günther Lutschinger, Präsident des Fundraising Verband Austria, liegt das geringe Aufkommen auch am spärlichen Angebot. "Wo nicht gefragt wird, kommt kein Geld", sagt er. "Wenn politische Anregungen gesetzt werden und die Häuser mit eigenen Teams daran arbeiten, muss der Spendenmarkt für Kultureinrichtungen nicht stehen bleiben."

In Richtung Politik spricht Lutschinger das Thema der steuerlichen Absetzbarkeit an: Denn während Spenden an Museen und Denkmalschutz geltend gemacht werden können, sind Institutionen wie Theater derzeit benachteiligt. Zudem brauche es konkrete Projekte, um Spender zu motivieren.

Projekte

Die Nationalbibliothek bietet schon seit 1990 "Buchpatenschaften" an. Auch KHM, Belvedere und Albertina sammeln Spenden zur Bewahrung und Restaurierung konkreter Ausstellungsobjekte. Dazu werben die Häuser um "Mitglieder", die je nach Beitragshöhe Bonus-Programme nutzen können. Das mumok konnte mit diesen Geldern 2011 etwa eine Franz-West-Skulptur ankaufen. Die Entwicklung gehe weiter hin zum "Bürgermuseum", sagt Eva Engelberger, Fundraising-Verantwortliche im mumok: Ein Museum soll demnach nicht nur für die Bürger da sein, sondern auch von ihnen mitgetragen werden. "Das ist mit einem Geldbetrag möglich, der den Preis eines Paars Winterschuhe nicht übersteigt."

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