Kürzer arbeiten, mehr schaffen

Die meisten Arbeitsrechner sind nicht auf dem neuesten Stand.
Hinterfragen, wofür wir arbeiten.

Die britische Tageszeitung The Guardian titelte im März 2022 mit „Work isn’t working“. Barbara Prainsack, Politikwissenschafterin der Uni Wien, nimmt den Ball in ihrem Büchlein auf und stellt fest, dass alte Glaubenssätze heute schlicht nicht mehr funktionieren. „Wer in der Schule brav lernt, eine solide Ausbildung macht, und hart arbeitet, der ist am Ende auch gut abgesichert. So heißt es, aber so ist es leider nicht.“

Viele haben das Gefühl, sich mit Erwerbsarbeit keinen Wohlstand mehr erarbeiten zu können. Und ziehen in Sachen Karriereplanung und Work-Life-Balance ihre Konsequenzen. Frei nach dem Motto „40-Stunden-Woche? Nicht mit mir!“ Grundsatzdiskussionen inklusive.

Die Volksweisheit, dass lange Bürozeiten nicht unbedingt bessere Ergebnisse bringen, ist laut Prainsack jedenfalls mit Daten belegbar. „49 Studien belegten, dass bei Menschen, die es gewohnt sind, weit mehr als 40 Stunden die Woche zu arbeiten, die Produktivität steigt, wenn ihre Arbeitszeit verkürzt wird. Eine Studie der Stanford Universität aus dem Jahr 2014 hat ergeben, dass die Produktivität sinkt, wenn Menschen 50 Stunden pro Woche arbeiten“, so die Autorin. Leider halte diese Evidenz viele Vorgesetzte trotzdem nicht davon ab, eine 50-Stunden- oder sogar eine 60-Stunden-Woche als Ausdruck eines guten Arbeitsethos zu sehen – zum Teil würden sogar die arbeitenden Menschen selbst das so sehen, schreibt Prainsack.

Wer sich für die nächste Diskussion zum Thema Arbeitswelt – und wie diese gerechter und sinnstiftender aufgestellt werden könnte – aufmunitionieren will, ist mit dem Buch bestens gerüstet. Zumindest auf der Seite Pro-Umbruch.

Kürzer arbeiten, mehr schaffen

Barbara Prainsack: „Wofür wir arbeiten“, Brandstätter, 140 Seiten, 20 Euro

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