Künstleraufstand gegen Mailath

Künstleraufstand gegen Mailath
Die freie Szene fordert eine neue Kulturpolitik für Wien – und mehr Geld.

Sehr lange, eigentlich schon seit dem "Umzug der Maroden" im Jahr 1998, haben die Künstler geschwiegen. Doch nun, wenige Wochen vor der Wien-Wahl am 11. Oktober, quittieren sie Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) die Rechnung.

Über den Sommer hat die IG Kultur zusammen mit weiteren Interessensvertretungen, etlichen Kulturzentren und mit Kunstschaffenden aller Genres eine "Allianz" gebildet. Unter dem Motto, dass eine andere Kulturpolitik nicht nur möglich, sondern nötig ist, formulierten sie ein gemeinsames Forderungspapier. Es wurde am Dienstag bei einer erstaunlich gut besuchten Pressekonferenz im WUK präsentiert.

Derzeit finde eine "Kulturpolitik von oben" statt, sie "marginalisiert und entmündigt" die Kulturschaffenden. Die Stadt würde sich auf medial, parteipolitisch und touristisch nutzbare Großveranstaltungen konzentrieren.

Die freie Szene, die nachweislich einen entscheidenden Anteil am kulturellen Geschehen und am unverwechselbaren Profil der Stadt habe, sei daher unter die Räder gekommen: Lediglich 2,5 Prozent des Kulturbudgets würde ihr zugestanden. Dies habe zur Folge, dass "die meisten von uns längst unter der Armutsgrenze" lebten.

Einreichmarathon

Man leiste aber professionelle Arbeit – und diese müsse mit adäquater Bezahlung, Planungssicherheit und sozialer Absicherung einhergehen. Konkret hat die Allianz 15 Punkte ausgearbeitet.

Man fordert zum Beispiel eine Kommunikation der Kulturpolitik mit den Künstlern auf Augenhöhe und Fördermodelle, die auf die Bedürfnisse der Akteure angepasst werden. Der Anteil des Budgets für die freie Szene habe auf zehn Prozent erhöht zu werden, um Verteilungsgerechtigkeit herzustellen. Der bürokratische Aufwand, um Förderungen zu erhalten – man spricht von einem "Einreichmarathon" – müsse reduziert werden, man verlangt flexiblere und transparentere Vergabemodalitäten. Zudem müsse sich das Kulturangebot "der demografischen und sozialen Realität" anpassen: Die reale Vielfalt (49 Prozent der Bevölkerung haben im weiteren Sinne Migrationshintergrund) finde keine Entsprechung im Kulturbetrieb.

Demos geplant

Um den Forderungen Nachdruck zu verleihen, sind mehrere Veranstaltungen geplant. Am 7. September hält Choreograf Daniel Aschwanden von 8.30 bis 17.30 Uhr vor dem Kulturamt eine "Arbeitsdemonstration" ab: Da Mailath den Kontakt mit der Szene verloren habe, gibt Aschwanden ihm die Gelegenheit, sich der geleisteten Arbeit vergewissern zu können. Ebendort demonstriert die Szene am 3. Oktober. Teil der Aktion ist ein Brunch "bei Wasser und Brot". Anschließend zieht man zum Westbahnhof, um sich einer Demo "Flüchtlinge Willkommen" anzuschließen.

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