Helene Fischer singt das Wort des Jahres: "Atemlos". Literaturnobelpreisträger Patrick Modiano findet: "Sonntage, vor allem spätnachmittags und wenn du alleine bist, reißen eine Bresche in die Zeit."
Geh mal Bier holen. Du wirst schon wieder hässlich. Ein, zwei Bier und du bist wieder schön ...", heißt’s beim Partykönig von Mallorca und Schlagerstar Mickie Krause.
Aber kann man sich auch ein ganzes Jahr wie 2014 schönsaufen?
Als die Amerikaner foltern mit Justin Bieber. Als ein Hassprediger den Kabarettisten Dieter Nuhr als Hassprediger wegen Verletzung religiöser Gefühle verklagt. Und als das Selfie das Kulturphänomen des Jahres wird.
Nachhaltigkeit hat manchmal einen bitteren Beigeschmack: So wirkt ein Finanzskandal wie jener im Burgtheater lange nach, beschäftigt für Monate bis Jahre die Gerichte und nach dem plötzlichen Rausschmiss von Matthias Hartmann seine Nachfolgerin Karin Bergmann, die erste Direktorin in 273 Burgtheater-Jahren.
Sie führt einen Burgfrieden herbei, während Kulturminister Josef Ostermayer an einem Bundestheater-Holding-Modell bastelt.
Ein Dauerbrenner ist und bleibt der Fall Gurlitt, seit die Welt vor mehr als einem Jahr von einem mysteriösen Mann und seinem Bilderschatz erfuhr, der NS-Raubgut enthält: "Freiwillig gebe ich nichts zurück", ließ der 80-Jährige zunächst verlauten.
Das Erbe des dann Anfang Mai 2014 verstorbenen Münchner Kunstsammlers Cornelius Gurlitt geht nach Bern ins Kunstmuseum, die problematischen Kunstwerke bleiben – wegen ihrer ungeklärten Herkunft – weiterhin problematisch – und in Deutschland.
Ein größeres Erdbeben in der Kunstwelt löst heuer die Nachricht aus, dass die Gläubiger der in finanzielle Turbulenzen geratenen bauMax-Kette Zugriff auf die Kunstsammlung des Sammlerpaares Agnes und Karlheinz Essl haben könnten: Konzernchef Essl bietet seine Sammlung zunächst dem österreichischen Staat zum Kauf an.
Als Kulturminister Ostermayer nach Verhandlungen mit Essl und den Banken bekannt gibt, dass die Republik vom Ankauf der 7000 Kunstwerke umfassenden Sammlung absehen werde, brodelt die Gerüchteküche über die Liquidierung von Essls Lebenswerk abermals hoch.
Gesucht wird nach einer anderen Lösung. Anfang September findet Essl kurzfristig und für die Öffentlichkeit doch noch einen Verbündeten zur Abwehr der endgültigen Zerschlagung.
"Keine Katastrophe"
Der Tiroler Industrielle Hans Peter Haselsteiner kauft sich mit mehr als 100 Millionen Euro zu 60 Prozent in die Sammlung ein: Denn eine Zerschlagung der Sammlung Essl und ihr Verkauf am Kunstmarkt wäre "eine veritable Katastrophe" und "schlecht für die Künstler, für die Galeristen und für die Sammler" gewesen, so der Strabag-Chef.
Schließlich kommen 44 Meisterwerke der Kategorie Filetstücke, u. a. Bilder von Maria Lassnig, Friedensreich Hundertwasser, Gerhard Richter, Eduardo Chillida, Alighiero Boetti, Sigmar Polke, Cindy Sherman, Louise Bourgeois und Michelangelo Pistoletto bei Christie’s in London unter den Hammer.
Der Erlös: rund 66 Mio. Euro. Sie fließen zum Teil in die Gesellschaft zurück und stellen zum Teil den laufenden Betrieb des Essl Museums in Klosterneuburg sicher. Also: Ende gut, alles gut. Die Zukunft der Kunstkollektion ist – bis auf Weiteres – gesichert.
Der Intendantenvertrag der Salzburger Festspiele mit Alexander Pereira läuft heuer im Sommer in seiner dritten und letzten Amtszeit aus und wurde bekanntlich vorzeitig aufgelöst. Damit Pereira die Mailänder Scala übernehmen kann.
Auch dort kommt es prompt zum Krach: Die Scala verkürzt den Vertrag ihres künftigen und allzu umtriebigen Intendanten, bevor er überhaupt sein Amt angetreten hat.
Der Verkauf von Opernproduktionen der Salzburger Festspiele an die Mailänder Scala kommt Pereira teuer zu stehen.
Nur einen Monat nach dem Ausbruch des Skandals um den umstrittenen Operndeal zwingt der Scala-Aufsichtsrat den dort von August an als Intendant vorgesehenen Pereira zu einer Vertragsverkürzung von sechs Jahren auf lediglich 15 Monate.
Pereira hatte der Scala vier Produktionen für 690.000 Euro verkauft, u.a. "Falstaff", "Don Carlo", die es beide noch in anderen, recht frischen Inszenierungen im Repertoire der Scala gibt. Außerdem "Meistersinger".
Aber einen Interessenskonflikt weist Pereira entschieden zurück – und spricht von einer Win-Win-Situation für Salzburg wie Mailand.
Paukenschlag auch in der Wiener Staatsoper: Der Dirigent Franz Welser-Möst tritt überraschend mit sofortiger Wirkung als Generalmusikdirektor zurück. Der Grund: "Die seit längerer Zeit bestehenden Auffassungsunterschiede in künstlerischen Belangen."
Welser-Möst, der das Haus am Ring seit 2010 gemeinsam mit Dominique Meyer geleitet hatte, legt außerdem alle für die Saison 2014/’15 vorgesehenen Dirigate und Neuproduktionen zurück.
Am 6. Dezember feiert der Dirigent, Cellist und Musikforscher Nikolaus Harnoncourt seinen 85. Geburtstag. Aktiv wie eh und je. Kämpferisch wie eh und je bekennt er: "Ich bin immer noch der personifizierte Widerstand."
Und wie es sich für einen Musiker gehört, der jegliche Feierlichkeiten um seine Person ablehnt, steht er auch an diesem Abend am Pult seines Orchesters, des Concentus Musicus.
"Solange mich Musik interessiert, mache ich weiter, denn ich will mich nicht wiederholen", sagte Harnoncourt in einem Interview für die Welt. "Ich habe zum Beispiel noch nie Beethoven-Sinfonien auf alten Instrumenten aufgeführt. Nachdem ich jetzt zwei, drei mit dem Concentus Musicus erarbeitet habe, weiß ich endlich, was es heißt, Beethoven habe ,das Scheitern komponiert’. Mit modernen Instrumenten ist man dazu gar nicht in der Lage. Man muss auf die Nuancen hören."
Aus für eine TV-Ära
Markus Lanz schlachtet den TV-Dinosaurier "Wetten, dass ..?" Deutschlands berühmteste TV-Show ist ein für allemal Geschichte. Ein Blinder identifiziert Puzzleteile durch Schnalzen, Cheerleader hängen hüpfend Wäsche auf, Ben Stiller verzieht keine Miene. Die letzte an Höhepunkten arme Ausgabe "Wetten, dass ..?" habe sich angefühlt, kommentiert der Spiegel, "wie eine Beerdigung, bei der sich die Trauergäste um Fröhlichkeit bemühen."
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