„Veni, creator spiritus“: Mit diesem mittelalterlichen Pfingsthymnus, der Anrufung des Heiligen Geistes und einem einprägsamen, hymnischen Thema hebt der kürzere, erste Teil an. Hier waren besonders bei den homogen singenden Chören, dem Wiener Singverein (Einstudierung: Johannes Prinz), der Wiener Singakademie (Heinz Ferlesch) wie bei den Wiener Sängerknaben (Manuel Huber und Oliver Stech) gewaltige Klangmassen fast im Dauerforte zu hören, was durch Philippe Jordan am Pult der formidabel aufspielenden Wiener Symphoniker doch einer größeren Differenzierung bedurft hätte.
Wunderbar hingegen war der zweite Teil, der die Schlussszenen von Goethes „Faust“ verwendet, zu erleben. Er erklang reich an Nuancen, ja teils fast kammermusikalisch, wobei sich Chöre und der Orchesterapparat hochkonzentriert mehr als Mittel farblicher Vielfalt denn als Erzeuger von Monumentalwirkungen erwiesen.
Hier gelang allen Beteiligten eine reiche musikalische Erzählung, die große Fantasieräume eröffnete.
Exquisit
Dazu gab es ein exquisites Solistenoktett mit den strahlenden Sopranen Elisabeth Teige, Johanni van Oostrum, Regula Mühlemann und den beiden biblischen Büßerinnen mit sonoren Altstimmen Tanja Ariane Baumgartner und Noa Beinart.
Ebenso mit Benjamin Bruns, der als Doctor Marianus mit herrlichem Tenor in großer Emphase die Himmelskönigin anrief, um gleich vor Entzücken ins wundersame Piano zu fallen, Christopher Maltman als Pater ecstaticus, der leidenschaftlich und sinnlich den „ewigen Wonnebrand“ besang, und Tareq Nazmi mit machtvollem Bass.
Um sich schließlich alle gemeinsam zur wohl gewaltigsten Schlussapotheose aller Mahler-Symphonien zu steigern („Das Ewig-Weibliche zieht uns hinan!“) und das Publikum zu überwältigen.
Stehende Ovationen!
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