Komponist und Dirigent Peter Eötvös ist tot

Musik
Der ungarische Opernkomponist verstarb im Alter von 80 Jahren. Er war einer der erfolgreichsten zeitgenössischen Tondichter.
Der ungarische Komponist und Dirigent Peter Eötvös ist am Morgen des 24. März im Alter von 80 Jahren in Budapest gestorben. Dies gab seine Familie am Sonntag bekannt, wie das Musiklabel Schott Music in einer Aussendung berichtete. Mit ihm verliert die Musikwelt einen der meistgespielten zeitgenössischen Opernkomponisten.
Schott Music war mit Eötvös seit der Jahrtausendwende künstlerisch und persönlich eng verbunden. Wir blicken dankbar auf die gemeinsame Zeit zurück, werden das Andenken an den großen Künstler in Ehren halten und uns weiterhin in den Dienst seiner Werke stellen.

Kosmos stand am Beginn

Als 1961 Juri Gagarin als erster Mensch ins All flog, hat das neben vielen anderen auch einen Musikstudenten so stark beeindruckt, dass dieser spontan sein Opus No. 1 niederschrieb - das Klavierstück "Kosmos". Und die kosmischen Klangwelten sollten auch die weitere Karriere eines der erfolgreichsten zeitgenössischen Komponisten bestimmen: Peter Eötvös

Eötvös blickte auf ein umfangreiches Œuvre zurück, zu dem unter anderem vierzehn Opern und Musiktheaterstücke gehören, aber zahlreiche Orchesterstücke mit Titeln wie "Psychokosmos" (1993), "Seven - Memorial for the Columbia Astronauts" (2006), "Multiversum" (2017) oder "Ligetidyll" aus 2022 zu Ehren von György Ligeti. 110 Werke listet der Komponist insgesamt aus seiner Feder.

Ausbildung

Geboren wurde Peter Eötvös 1944 in Odorheiu Secuiesc im heutigen Rumänien, wo sein Vater im Zweiten Weltkrieg als Soldat stationiert war. Bei seinem Sohn, dessen Mutter Pianistin war, war der Wunsch nach dem Musikschaffen indes schon sehr früh angelegt. Im Alter von 14 Jahren nahm ihn der große ungarische Komponist Zoltan Kodaly dann als Schüler an der Budapester Franz-Liszt-Musikakademie auf, eine Ausbildung, die er 1963 mit Diplom abschloss. Danach schloss Eötvös bis 1966 ein Dirigierstudium in Köln an.

Zu dieser Zeit hatte seine Laufbahn als Komponist aber bereits Fahrt aufgenommen. Bereits als Student hatte Eötvös Auftragskompositionen für den Film und manch Budapester Theater geschrieben. Auch in Deutschland fand der junge Ungar alsbald Anschluss an die Neue-Musik-Szene, die damals in Köln von Karlheinz Stockhausen dominiert wurde, der ihn 1968 in sein Ensemble aufnahm. Auch arbeitete Eötvös in den 1970ern beim Studio für Elektronische Musik des Westdeutschen Rundfunks. Der nächste große Karriereschritt im Dirigentenfach erfolgte 1979, als ihn der große Pierre Boulez zum Leiter des von ihm gegründeten Ensembles Intercontemporain machte - eine Position, die er bis 1991 bekleidete.

Durchbruch

Als Opernkomponist gelang Peter Eötvös dann 1998 der internationale Durchbruch, als er seine Tschechow-Adaption "Drei Schwestern" in Lyon zur Uraufführung brachte, wobei er den Handlungsstrang des Stücks auf den Aspekt Abschied fokussiert und die Titelpartien mit Countertenören besetzt. Besonders in Österreich und Deutschland hat sich Eötvös als Fixpunkt in den Spielplänen der Konzerthäuser und Musiktheater etabliert. Passend feiert die Oper Graz im Jänner den Jubilar mit der deutschsprachigen Erstaufführung seines Werks "Schlaflos" (Sleepless), das auf einer Erzählung von Nobelpreisträger Jon Fosse beruht. Am 13. Jänner feiert das Stück in der Inszenierung von Philipp M. Krenn Premiere.

Geschafft hat der Komponist diese Popularität mit seiner durchaus zugänglichen Stilistik, in der sich Klänge zu Teppichen verweben, Tonkaskaden auf den Zuhörer niederstürzen oder einzelne Töne durch den Raum vibrieren, bevor sie ersterben. Und nicht zuletzt spürt man bei vielen Arbeiten die Tradition der Volksmusiken Ungarns und des Karpatenbeckens heraus.

Und schließlich etablierte Eötvös neben der Komposition und dem Dirigieren schon sehr früh ein drittes Standbein: das des Lehrers. So war er an den Musikhochschulen in Köln und in Mannheim tätig und hielt bis zuletzt Meisterkurse ab. Die von ihm gegründete Peter-Eötvös-Stiftung für Zeitgenössische Musik fördert überdies junge Komponisten, Dirigenten, Musiker, Musikwissenschafter und Dramaturgen.

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