Kulturpolitik im "Kulturmontag": Eine Frage der Verantwortung

Installation aus lebensgroßen Gliederpuppen, in Metall gegossen: Mahnmal von Daniel Spoerri
Theaterdirektoren schnauben vor Wut - und Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek agiert auch im ORF hilflos. Dabei wäre es so einfach.

Herbert Föttinger, Direktor des Theaters in der Josefstadt, schnaubte in der ORF-Sendung "Kulturmontag" vor Wut. Denn die Vorschriften der Regierung im Zuge der Coronavirus-Krise verunmöglichen aus jetziger Sicht einen regulären Spielbetrieb ab Anfang September. Kurz geschoren wie ein Sträfling pochte Föttinger mehrfach auf Perspektiven. Ulrike Lunacek möge sich mit ihm und den anderen Direktoren zusammensetzen - und gemeinsam eine Strategie für den Herbst entwickeln. 

Föttinger hatte sich unter anderem mit der scheidenden Volkstheaterdirektorin Anna Badora und mit Martin Kusej ins Einvernehmen gesetzt. Der Burgtheaterdirektor vertritt mehr oder weniger die gleiche Position. Im Interview mit der APA sagt er, dass es in einem freien, kreativen Prozess keine Limits geben könne: "Man schneidet an der Seele unseres Schaffens herum, wenn man auf der Bühne ,Sicherheitsabstand' verordnet."

Auch Martin Traxl kritisierte als Moderator der ORF-Diskussion die, wie er meinte, "völlig realitätsfernen Vorgaben", darunter 20 Quadratmeter Freiraum pro Besucher. Und die grüne Kulturstaatssekretärin agierte, wie Föttinger und zwei weitere Gesprächspartner live zugeschaltet, völlig hilflos - man möchte fast sagen: wie ein Greenhorn.

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