Koloniales Kulturgut: „Rückgabe ist keine Bedrohung“

Koloniales Kulturgut: „Rückgabe ist keine Bedrohung“
Forscherin Khadija von Zinnenburg Carroll über die Baustellen in der Sammlung des Weltmuseums

Der Umgang mit Sammlungen aus der Kolonialzeit ist ein drängendes  Thema der Museumswelt. Das neue Regierungsprogramm sieht vor, einen „zusätzlichen Bereich für postkoloniale Provenienzforschung“ zu etablieren. Was damit gemeint sein kann, weiß Khadija von Zinnenburg Carroll, Australierin mit österreichischen Wurzeln: Die Harvard-Absolventin und Professorin an der Universität Birmingham beschäftigt sich  seit Langem in wissenschaftlicher und künstlerischer Form mit  kolonialen Kulturgütern.

KURIER: Sie veröffentlichen 2020 ein Buch über den Penacho, den aztekischen Federschmuck im Weltmuseum, der lange vor den aktuellen Debatten Gegenstand von Rückforderungen war. Wie kam es dazu?

Khadija von Zinnenburg Carroll: Ich bekam 2009 eine Einladung, zu einer Biennale nach Mexiko zu fahren und war total überrascht, dass Mexikaner alle ganz verzweifelt über „unseren“ Penacho geredet haben. Für mich wurde der Penacho zu einem Prisma für mein Denken. Mich interessiert die soziale und politische Dimension von Restitution. Durch die indigenen Australier, in deren Nähe ich aufgewachsen bin, habe ich über Jahre hinweg mitbekommen, wie wichtig diese alten Kulturgüter für sie sind. Dieses Wissen, der Zugang zu den Geschichten und Objekten der Familie ist essentiell für ein gesundes Weiterleben – natürlich nicht nur für indigene Völker.

Kommentare