Klimts "Heimat" – das Künstlerhaus
Der Weg im Künstlerhaus führt durch "Megacool 4.0 – Jugend und Kunst". Und wer bei den Darstellungen u. a. der Normalos, Hipsters, DragKings, Celebrities, Gothics, Hip-Hopper, Metalheads, Raver, Cosplayer und Avatare nicht hängen bleibt, landet irgendwann im Ranftlzimmer: Die kleine, aber feine Ausstellung "Ohne Klimt. Klimt und das Künstlerhaus" (bis 2. 9.) kommt ganz ohne Werke des Jubilars aus. "Die kann man derzeit ohnedies an vielen Orten Wiens sehen", sagt Direktor Peter Bogner. "Wir zeigen die künstlerischen und biografischen Berührungspunkte mit dem Künstlerhaus."
Komplexe Geschichte
Briefe, Plakate, Fotografien und Bücher aus dem Archiv illustrieren die oft schwierige Beziehung von Klimt zu jenem Haus, "das einst seine Heimat war", so Künstlerhaus-Präsident Joachim Lothar Gartner. Dort lernte er u. a. Nikolaus Dumba, den großen Mäzen der Ringstraße, kennen und schuf einige Arbeiten auch für ihn.
Die Eckpfeiler der Schau bilden Klimts Eintritt in die Genossenschaft 1891, der mit 300 Mitgliedern damals einflussreichsten und angesehensten Künstlervereinigung in der Habsburger Monarchie, und deren Reaktion auf seine Krankheit und seinen Tod 1918 mit einem Ausblick auf die spätere Klimt-Rezeption.
So fand etwa 1943 – auf Wunsch des NS-Reichsstatthalters in Wien Baldur von Schirach – eine Klimt-Ausstellung zum 25. Todes- und 80. Geburtstag im damals "Ausstellungshaus Friedrichstraße" genannten Secessionsgebäude statt. Sie hatte 24.096 Besucher.
Polarisierung
Der Schwerpunkt der Schau für historisch Interessierte liegt auf den turbulenten Ereignissen im Jahr 1897: Als Klimt mit 18 Kollegen aus der "Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens", in der er sieben Jahre lang aktives Mitglied gewesen war, wegen divergierender Kunstauffassungen austrat. Als um die Jahrhundertwende unter den Wiener Künstlern zunehmend Konflikte aufbrachen.
Seit Generationen heißt es, im Künstlerhaus wären die "alten" reaktionären Herren beheimatet gewesen, und in der neu gegründeten Secession die "jungen" Maler, die sich dem konservativen Diktat des damaligen Künstlerhauses verwehrten. Die Polarisierung sei allerdings nur die halbe Wahrheit, sagt Bogner: "Denn sehr viel lief parallel – wie heute auch. Und viele Künstler waren und sind da wie dort dabei."
Gezeigt werden soll "die große Bandbreite, die nach wie vor hier stattfindet und die es auch schon um 1900 gab". Ein Beispiel dafür ist die Ausstellung "Aquarellistenclub", an der bereits etliche Künstlerinnen beteiligt waren. Denn Frauen konnten bis 1951 (!) nicht ordentliche Mitglieder im Künstlerhaus werden.
Erinnert wird schließlich auch daran, dass Klimts Kunst 1985 Höhepunkt der legendären Ausstellung "Traum und Wirklichkeit" war. Am Dach standen damals Symbolfiguren nach Motiven des Künstlers.
Klimt: An der Schwelle zur Moderne
Ausstellung: "Ohne Klimt. Klimt und das Künstlerhaus" zeigt künstlerische und biografische Berührungspunkte im Leben Gustav Klimts mit der Geschichte des Künstlerhauses. Dokumente, Briefe und Fotos geben Einblicke ins historische Wien zu Zeiten Klimts. Dargestellt wird die atmosphärische Stimmung der Donaumetropole um 1900, ihr Kunst- und Kulturleben am Beispiel der beiden Kunstvereinigungen Künstlerhaus und Secession.
Wann & Wo Bis 2. September, Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5, tägl.10–18 Uhr, Do.10–21 Uhr
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