Klimt-Kitsch, überall wohin man schaut

Klimt-Kitsch, überall wohin man schaut
Zur Halbzeit des Klimt-Jahres steht das Merchandising in voller Blüte. Doch wer kontrolliert das Geschäft mit Klimt?

Der `Kuss` ist einfach der Renner", sagt Birgit Jaritz. Die stellvertretende Leiterin des Museumsshops im Belvedere kennt fast alle Produkte, die mit dem wohl berühmtesten Klimt-Motiv auf den Markt kommen. Nicht alle davon bietet sie auch an – so fehlt etwa die Spieluhr, die gerade als Sieger aus einem vom Wien Museum initiierten Wettbewerb zum Thema "Worst of Klimt" hervorging.
Das Belvedere, die Heimat des Original-Kusses, hat gegen solchen Extrem-Kitsch allerdings ebenso wenig Handhabe wie andere Häuser mit Klimt-Beständen: Die Urheberrechte an Klimt-Werken sind seit 1988 erloschen, die Museen können nur mehr ihre hochwertigen Foto-Vorlagen gegen Lizenzgebühren an Merchandising-Hersteller weitergeben – oder eben nicht.

Viele Wiener Häuser wie Belvedere und Leopold Museum geben selbst zahlreiche Klimt-Artikel in Auftrag, andere gehen eher restriktiv mit ihren Bilddaten um: "Ich gebe Fotos von Klimt nur für Kunstpublikationen und Kalender, die wir selbst produzieren, heraus", sagt Thomas Matyk, Leiter der Repro-Abteilung im Wiener MAK, das u. a. Klimts Entwürfe zum Stoclet-Fries beherbergt.

Klimtisiert

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Dass Motive wie das dekorative Rankenmuster oder die Figur der Tänzerin zu Schals, Puppen und ähnlichem verarbeitet werden (siehe Bildpaar li.) , kann auch er nicht verhindern.
"Die Erben könnten höchstens über das Persönlichkeitsrecht eingreifen, wenn etwa Klimt in grober Verunglimpfung dargestellt wird“, sagt Günter Schönberger, Chef der Verwertungsgesellschaft Bildende Kunst (VBK). "Da wird der Faden schon sehr dünn."

Der Fotograf Erich Lessing, der in den 1970ern die Schätze österreichischer Museen abfotografierte, registriert eine rückläufige Nachfrage nach seinen Klimt-Archivbildern: "Offenbar gibt es sehr viele Anbieter von Klimt-Reproduktionen." Lessing selbst gibt keine Fotos heraus, wenn sein Kunde Bildelemente via Photoshop entfernen und etwa Gesichter im Bild ersetzen möchte. Eine Applikation auf der Webseite des offiziellen Klimt-Jahres erlaubt allerdings genau das ("Klimt Yourself", klimt.wien.info; siehe Kommentarbild unten) . Zumindest im urheberrechtlichen Sinn sind Klimts Werke also definitiv Allgemeingut geworden.

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