Kleine Szene, große Wirkung: Jüdisch sein ist hip
Von Bob Dylan und Paul Simon bis zu Leonard Cohen, Billy Joel, Beastie Boys und Kiss ... Viele der besten Songwriter und Musiker sind jüdischer Herkunft. Ebenso spielen Juden im Film – von Steven Spielberg über Woody Allen bis zu den Coen-Brüdern – in der US-Massenkultur eine wichtige Rolle.
Aber gibt es überhaupt so etwas wie eine jüdische Popkultur? Der Kulturwissenschaftler Caspar Battegay vom Institut für Jüdische Studien der Uni Basel – am Sonntag zu Gast im Jüdischen Museum Wien – untersucht das Phänomen in "Judentum und Popkultur". Sein Buch ist der Versuch, die "Popkultur für die Judaistik in Deutschland überhaupt zum Thema zu machen". Der Essay liefere den Beweis, dass jüdisch hip sein kann.
Identität
Fast sechs Millionen Juden leben in den USA. Aber obwohl ihr Anteil nur zwei Prozent der US-Bevölkerung ausmacht, ist die Präsenz der jüdischen Community im Showbusiness groß. "Das Inspirationspotenzial des Judentums für die Popkultur ist enorm", sagt Battegay. Allerdings werde die jüdisch-amerikanische Selbstironie von TV-Serien wie "Seinfeld" und "Die Nanny" in Europa ignoriert, wo der Umgang mit dem Jüdischen noch viel verkrampfter sei. "Anspielungen auf jüdische Feste oder Gebräuche werden hier meist gar nicht verstanden, der originale Witz verliert sich in falscher Synchronisation."
Battegay geht es weniger um die Aufzählung jüdischer Pop-Protagonisten, obwohl ergiebig vom Hollywoodkino über Punk und die amerikanische Gegenwartsliteratur bis zu Amy Winehouse, als vielmehr um Künstler, die in ihrem Werk diese "subversive Lust" formuliert haben, neue Wege des Umgangs mit Fragen jüdischer Identität zu finden. Da reicht das Spektrum von Musikern wie Lou Reed bis zu Matisyahu, SoCalled oder Chutzpah, vom Regisseur Mel Brooks bis zu Comedians wie Lenny Bruce und Sarah Silverman.
Oder Oliver Polak, der witzelte: "Was ist der Unterschied zwischen einem Pitbull und einer jüdischen Mutter? Der Pitbull lässt irgendwann wieder los."
INFO:
Am 28. 10. (11 Uhr) stellt Caspar Battegay im Jüdischen Museum Wien sein Buch vor; ein Gespräch mit dem Autor führt Dr. Klaus Davidowicz, Professor für Judaistik an der Universität Wien (Eintritt frei).
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