Kleine Gagen, kaum Sicherheit: „Schauspieler sind Fußabstreifer“

Selbstporträt in Corona-Zeiten: Ein Schauspieler macht auf die mörderische Lage aufmerksam
Fair Pay. Die meisten freischaffenden Künstler – vor allem in der darstellenden Kunst – verdienen zu wenig. Die Corona-Krise hat ihre Situation dramatisch verschärft. Ein Schauspieler, Sprecher einer Gruppe, gibt Auskunft.

In Graz ist eine Debatte über die Honorare für Musiker entbrannt. Denn das soeben zu Ende gegangene Festival styriarte zahlte manchen, wie in der Kleinen Zeitung zu lesen war, bloß 500 Euro für Vorbereitung, Proben und zehn Konzerte an vier Abenden.

In Niederösterreich, wo fast alle Produktionen des Theatersommers abgesagt oder verschoben wurden, ist die Situation noch dramatischer. Ein namhafter, in Wien lebender Schauspieler, der aus nachvollziehbaren Gründen anonym bleiben möchte, schildert im KURIER-Gespräch die Notlage, in der sich die Kollegenschaft befindet.

KURIER: Die Produktionen, bei denen Sie mitwirken sollten, kamen nicht zustande. Ihr Vertrag wurde gekündigt. Sie befinden sich nun in einer finanziell angespannten Situation und haben sich umgehört. Wie sieht es aus?

Schauspieler: Ich habe mich mit Kollegen aus den Festspielorten Baden, Melk, Berndorf, Laxenburg, Haag, Stockerau, Weißenkirchen und Asparn kurzgeschlossen. Generell gilt, dass sich alle Theater aus der Affäre gezogen haben. An manchen Orten – wie in Melk – wurden die Verträge einfach aufgekündigt, zumeist aber hat man die Produktionen um ein Jahr verschoben. Das Einverständnis der Künstler wurde blitzschnell und teilweise unter Druck eingeholt. Denn sobald es dieses gab, konnte man sich einer Abstandszahlung entziehen. Eben weil das Projekt nicht abgesagt ist, sondern nur verschoben wurde. Daher gibt es keine rechtlichen Ansprüche auf Entgelt.

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