Kirsten Dene: Die verglühte Lichtgestalt vom Burgtheater

Kirsten Dene: Die verglühte Lichtgestalt vom Burgtheater
Die Burgtheaterschauspielerin ging vor eineinhalb Jahren in Pension. Unbemerkt von allen.

Eben stand sie doch noch auf der Bühne. Zum Beispiel als Yvonne in „Bella Figura“ von Yasmina Reza. Sie spielte eine ältere Dame, die in einem Luxusrestaurant ihren Geburtstag feiern will – und von Boris, der seine Frau zu betrügen gedenkt, beinahe über den Haufen gefahren wird. Dann tun sich rund um sie, an der Bar und selbst auf der Toilette, irrwitzige Abgründe auf. Und Kirsten Dene kommentierte das Geschehen faszinierend zweideutig: Ihre zerstreute, auch Nerven strapazierende Yvonne changierte mit viel Witz zwischen beginnender Demenz und nobler Zurückhaltung.

Sah man sie nicht gerade eben? Zum Beispiel als Mari. In Barbara Freys Inszenierung „Das europäische Abendmahl“ saß Kirsten Dene gleich zu Beginn ganz allein auf der Bühne – und sie sprach den Monolog von Terézia Mora direkt zum Publikum: „Schön, dass Ihr da seid!“ Ihre Mari sagt kluge Sätze und engagiert sich, nicht ganz freiwillig, in der Flüchtlingshilfe. Einmal in der Woche treibt sie mit Hamid, den sie von ihrer Tochter quasi „geerbt“ hat, Konversation. Doch mit dessen Übergriff – er will sie heiraten – und den Schattenseiten der modernen Zeit kommt Mari nicht klar: Sie verbarrikadiert sich in ihrer Wohnung und stellt sich taub. Lakonisch stellt sie zum Schluss ihrer Erzählung fest: „Meine wichtigste und einzige Tugend ist, dass ich mich selbst erhalten kann und niemandem aktiv schade. Zur Person des Jahres macht mich das nicht gerade, aber es ist mehr als nichts.“

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