Kino-Flop "Schneewittchen": Hat Online-Shitstorm den Erfolg vergiftet?

115 Millionen US-Dollar Verlust: Diese Summe errechnete das US-Branchenportal Deadline für den Disney-Film „Schneewittchen“, der am 20. März in die weltweiten Kinos kam. Die Summe inkludiert nicht nur die schwachen Einspielergebnisse an den Kinokassen (in Nordamerika folgte auf ein Eröffnungswochenende mit 43 Millionen US-Dollar ein Rückgang um 66% am zweiten Wochenende), sie rechnet auch projektierten Umsätze aus Streaming und Merchandising ein. Den Kosten von 410 Millionen Dollar (270 Millionen für Produktion, dazu Kosten für Vertrieb und Marketing), bleibt dem Disney-Konzern ein fettes Minus.
„Snow Woke“
Für einen Teil der Klientel ist dieser Verlust ein Triumph: Meinungsstarke Persönlichkeiten hatten die Adaption schon früh madig gemacht, von „Snow White“ in „Snow Woke“ umgetauft - und dagegen Stimmung gemacht. Das lag zum einen an der Identität der Hauptdarstellerin Rachel Zegler, die als Kolumbianerin das Schneewittchen spielt, und ihrer Gegenspielerin Gal Gadot („Wonder Woman“), die ausgerechnet die böse Königin mimt.
Und nachdem sich der Schauspieler Peter Dinklage („Game of Thrones“) während der Produktionszeit über eine klischeehafte Darstellung der „Sieben Zwerge“ beschwert hatte, wurden die sieben Charaktere computeranimiert.
„Mangelnder Respekt“
Gekaperte Kino-Kampagnen
Ungeachtet der Kampagnen bekam der Film auch viele schlechte Kritiken, die Bewertungswebsite „Rotten Tomatoes“ erntete er nur bei 29% der Top-Kritiker Zustimmung und eine Durchschnittswertung von 5 von 10 möglichen Punkten. In breiterem Rahmen steht aber die Frage im Raum, ob Schneewittchen den Weg in eine Zukunft weist, in der die rechtslastige Meinungssphäre in den USA einen großen Film „killen“ oder auch zum Erfolg führen kann. Im Pop-Business sah man ähnliche Kurzzeit-Effekte 2023, als gezielte Downloads den Folksänger Oliver Anthony aus dem Nichts auf Platz eins der Charts katapultierten.
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