Kings Of Leon: Bruderzwist bereinigt

Comeback der Stadion-Rock-Band nach Eklat und Tourabbruch.

Diese Nacht wird überschätzt!“ Kings Of Leon sprechen vom 29. Juli 2011. Damals brach Sänger Caleb Followill ein Konzert ab, murmelte, er werde kurz von der Bühne gehen, „um zu kotzen und Bier und Tequila zu trinken“ und kam nie wieder.

Für viele schien die Karriere der Band mit drei Brüdern und einem Cousin, die 2008 mit den Hits „Sex On Fire“ und „Use Somebody“ zu Stadion-Rock-Status aufgestiegen war, am Ende. Zumal Bassist Jared Followill kurz danach twitterte: „Ich kann es nicht leugnen, es gibt Probleme in unserer Band, die größer sind, als nicht genug Vitamin-Drinks zu kriegen.“

Prügelei

Doch das ist anno 2013 vergessen. Am 20. September erscheint das Comeback-Album „Mechanical Bull“ und Jared ist im KURIER-Interview – auf den Zwitscherer angesprochen – bemüht, die Vorfälle herunterzuspielen: „Wir brauchten nur eine Pause. Es kann einen schon auslaugen, wenn man neun Jahre permanent arbeitet – physisch und emotional.“ Penibel bleibt er dabei beim „Wir“, vermeidet es, den Sänger auch nur andeutungsweise aus dem Verband der „einfach nur Erschöpften“ herauszuheben. Der, hieß es schon vor dem Zusammenbruch in Dallas, sei abhängig – von Alkohol, Partydrogen und Steroiden, die er sich regelmäßig in den Hals spritzen lasse, um bei Stimme zu bleiben. Es gab Gerüchte über Streitereien, sogar Prügeleien, die Caleb, Jared, Gitarrist Matthew Followill (der Cousin) und Drummer Nathan sich deshalb backstage geliefert hätten.

Den Gebrauch von „Substanzen“ leugnet Caleb nicht: „Wenn man jeden Abend spielt, kommt man in einen Rhythmus, wo man denkt, um jetzt rocken zu können, brauche ich einen Drink. Und: Ich brauche die Spritze, damit die Stimme hält“, erzählte er dem Q-Magazin.

Gewohnheit

Aber er leugnet, abhängig gewesen zu sein, nennt es „Gewohnheit“. Es habe nichts anderes gebraucht, um die abzulegen, als Zeit für die Familie (Model-Gattin Lily Aldridge und Töchterchen Dixie) zu haben, als freies, termin-loses herumhängen bei seinem Lieblingsitaliener in der Heimat Nashville. Aber Trennung? Nie! „Wir sind Brüder, das geht doch gar nicht.“

Die Texte von „Mechanical Bull“ sprechen eine leicht andere Sprache. Caleb singt vom Zauber der Jugend, der sprühenden Leidenschaft, die er damals für Musik und die Band hatte – davon, wie man sie wiederfindet. Oder von seinem Kumpel JD, der „für mich da war, als viele es nicht waren“.

Jared gibt zu, dass die Followills ein Jahr lang wenig bis nichts voneinander hörten. Aber: „Es war klar, dass das nur eine Pause ist. Und die hat Wunder gewirkt. So entspannt, wie bei den Aufnahmen von ,Mechanical Bull‘ sind wir im Studio noch nie gewesen.“

Den Album-Titel haben Kings Of Leon von einem John-Travolta-Film: „Wir haben uns in Nashville ein eigenes Studio gebaut. Weil wir da nicht mehr für jede Minute zahlen müssen, haben wir zwischendurch auch Filme geschaut. Einer davon war ,Urban Cowboy‘. Irgendwann haben wir gemerkt, dass die Musik, ein ähnliches Feeling hat, wie dieser Film. Ein Feeling wie in diesen Bars, in denen die mechanischen Bullen rumstehen.“

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