Kiefer Sutherland in Wien: Jack Bauer ganz persönlich

Kiefer Sutherland in Wien
TV-Star gab im WUK ein Country-Konzert.

Ja, ja, man darf nicht den TV-Charakter mit dem Schauspieler verwechseln.

Aber es ist trotzdem auf eigenartige Weise berührend zu sehen, dass der Mensch, der aussieht wie Jack Bauer aus der TV-Serie "24", ein weiches Herz hat. Und gerne Cowboyhut trägt.

Kiefer Sutherland war in Wien und hat im WUK sein Countryrockalbum "Down in a Hole" präsentiert. Er hat von Alkohol und Abschied gesungen, von den seltenen Glücksmomenten und den viel häufigeren Unglücksmomenten. Es gab die Country-typischen Tschunka-tschunka-Rhythmen und Slide-Gitarre und ordentliche Soli.

Und dank Sutherlands wuchtiger Präsenz im eigenen TV-Kastl war es ein besonderes Konzert.

"24" war ein gewaltiger Aufmerksamkeitsgenerator für das Fernsehen, und zwar bevor es alle cool fanden. Das ungewöhnliche Zeitformat – 24 Folgen zu je einer Stunde ergeben einen Tag in "Echtzeit" – und auch die Aktualität des Themas Terrorismusabwehr katapultierten die Serie ins öffentliche Bewusstsein. Sutherland gab, mit raspelndem Knurren, den unkaputtbaren Agenten Jack Bauer, eine jenseits allen normalen Maßes funktionierende Menschmaschine. Er wurde angeschossen und gefoltert und eingesperrt und verschleppt. Er jagte und verfolgte und war loyal jenseits von Gut und Böse. Am Schluss steht er auf einem Schrottplatz und ward nie mehr gesehen (bis Sutherland als US-Präsident wider Willen bei "Designated Survivor" auf Netflix sein Comeback feierte). "24" war auch die erste Serie des Smartphone-Zeitalters: Das Telefon spielt hier jene wichtige Rolle, die es längst im Leben aller hat (und die viele Serien zu Gunsten einfacher Handlungen immer noch ignorieren).

In echt

Das Konzert war weniger aufregend, und das war auch gut so. Dafür war es in fast überraschendem Ausmaß persönlich. Sutherland freute sich sichtlich, aufzutreten, erzählte von einem tragischen Verlust in seinem Leben, von seine Erfahrungen in Haft und seinen Begegnungen mit großen Country-Vorbildern. Er rockte ordentlich herum, und nahm die eine oder andere Stargitarristenpose ein. Und ja, nach blassem Start war er auch gesanglich auf ordentlichem Niveau. So ein Auftritt hätte auch Jack Bauer gut getan.

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