Kesha: Party, Rock und die Vorleben

Kesha: Party, Rock und die Vorleben
Die rotzige Pop-Göre Kesha hat sich für die zweite CD "Warrior" ihre Rock-Idole als Partner geholt.

Kesha steht im Tonstudio, kurz vor ihrer ersten Session mit Punk-Ikone Iggy Pop. Plötzlich hat das robuste Party Girl weiche Knie. "Ich war so überwältigt, dass ich in Tränen ausgebrochen bin", erzählt sie im KURIER-Interview. "Er hat’s nicht gesehen, ich bin nochmal weggerannt. Aber der Mann ist mein Gott! Ich habe ewig davon geträumt, mit ihm aufzunehmen – und dann passiert es! Und dann war er auch noch so bescheiden, intelligent und authentisch."

"Dirty Love" heißt der Song, den Kesha mit Pop für ihre heute, Freitag, erscheinende CD "Warrior" aufgenommen hat. Mit diesem zweiten Album wollte die Amerikanerin, die 2010 mit dem Hit "Tik Tok" durchstartete, "mehr das Feeling von dem, was ich privat höre, von Iggy und T-Rex". So wird Kesha mit "Warrior" zur Lady Gaga für Rock-Fans, baut Dubstep-Elektronik ein, lässt die Bässe wuchtiger wummern, die Stimme rauer klingen als ihre Charts-Konkurrentinnen.

Hartnäckig

Auch Wayne Coyne von den Flaming Lips und Nate Ruess von Fun hat Kesha als Gäste auf "Warrior" dabei. Alles Idole, die sie „hartnäckig verflogt“ hat, weil sie "von der Mum gelernt hat, nie von den Träumen abzulassen".

Die "Mum" ist Pebe Sebert, Songwriterin für Dolly Parton, und eine alleinerziehende Mutter, die die Familie oft nur mit Lebensmittelmarken durchbrachte. "Meine erste Erinnerung ist, dass ich in einem Gitarrenkoffer saß, der auf der Bühne stand, während meine Mum ein Konzert spielte", erzählt Kesha. "Sie konnte sich keinen Babysitter leisten. Ich war trotzdem glücklich."

Das war Kesha auch, als sie sich nach der Schule als Kellnerin durchschlug, Songs für Miley Cyrus schrieb, auf Flo Ridas Superhit "Right Round" gesungen hatte und trotzdem pleite war. "Wir tranken in einer Bar Tequila, weil man dazu gratis Tacos bekam. Ich hörte meine Stimme im Radio und meine Freundin sagte: 'Egal, ob du pleite bist, wir haben doch eine gute Zeit!' "

Partyleben

Viele der Songs vom ersten Album handelten deshalb vom Partyleben, vom Genießen, so lange man kann. Damit platzte Kesha genau in jene Zeit der Wirtschaftskrise, in der der Jugend dämmerte, das ihre Zukunft alles andere als rosig ist, traf ihr Lebensgefühl auf den Punkt.

Keshas Erfolg liegt aber sicher auch daran, dass sie sich eine für Pop-Business-Standards ungewöhnliche Authentizität erhalten hat. "Der wichtigste Tipp, den mir meine Mum als Songwriterin gab, war, schreibe nur über das, was du kennst", sagt sie. "So sind meine Songs vielleicht übertrieben. Aber sie basieren auf meinen Erfahrungen."

So auch auf "Warrior". Da singt Kesha aber zusätzlich auch von Vorleben und Geistern: "Ich war nach der ersten Tour in Südafrika, wo ich mich hypnotisieren und in Vorleben zurückführen ließ. Ich ging als Rucksacktouristin dorthin, half in einer Pflegestation für Babylöwen aus und schlief am Boden. Ich wollte einen Ausgleich zu dem Pop-Starleben, bei dem sich alles immer nur um mich dreht und man so leicht so selbstsüchtig werden kann."

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