Kosmos Theater: Amazonen im Boxring als famose Trash-Show

Zwei Wrestlerinnen stehen sich in einem Ring gegenüber, eine tritt die andere.
Anna Marboe zeigt „Keeping up with the Penthesileas“ im Kosmos Theater (Von Susanne Zobl).

Der Untertitel von „Keeping up with the Penthesileas“, „from white feminism to neoliberal feminism eine quasimythologische remythifizierung“, lässt auf einen ersten Blick zweierlei vermuten: eine trockene Abhandlung über Emanzipationsbewegung und Rassismus. Oder eine Satire über dieselben.

Anna Marboe straft jede Erwartung Lügen. Sie zeigt Thomas Köcks und Mateja Mededs Zusammenführung von Kleists „Penthesilea“ mit der amerikanischen Reality-Serie „Keeping up with the Kardashians“ als famose Trash-Show mit Tiefgang.

Eine Frau in einem roten Gewand steht auf einer Bühne.

Große Themen wie Feminismus, Rassismus, Frauenpower und die Vermarktung von abgetriebenen Embryonen werden bei "Keeping up with the Penthesileas“ im Kosmos Theater mit Rasanz in das dichte Spiel integriert. Man staunt, dass am Ende schon zwei Stunden vergangen sind. Denn Marboe ist nicht nur eine interessante Regisseurin, sondern auch eine ausgezeichnete Musikerin mit ausgeprägtem Gefühl für Rhythmus.

Das wendet sie auch im Theater an. Bei ihr geschieht alles Schlag auf Schlag, Tempo, Text, Kampf, Sprechen im Chor. Alles auf den Punkt genau. Letterman, der Moderator (Martin Hemmer), heizt das zuvor mit Popcorn versorgte Publikum auf und fungiert zwischendurch als Quizmaster.

Eine Frau zielt mit einem Bohrer auf eine Person, die weiße Stäbe in der Hand hält.

Die Bühne (Mirjam Stängl) ist erst ein Boxring, dann ein weißes Podium. Der Einmarsch der Amazonen hat etwas Martialisches und jede Figur ihren „Rocky“-Moment. Drastisch, pantomimisch wird der zum Achill gewandelte Moderator zerfleischt, der Kampf, jede gegen jede und jeden beginnt. Fragmente aus Kleists Text fügen sich in die Geschichte der Kardashians.

Man muss diese nicht kennen, um dem Geschehen gebannt folgen zu können. Das auch akrobatisch geforderte Ensemble agiert mit Verve. Edwarda Gurrola beeindruckt als Kim und Penthesilea und wird wie alle zurecht bejubelt. 

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