Nicht einfach
Unterweger ist bewusst, dass es kein einfaches Thema ist. Aber die 32-Jährige sagt: „Jeder von uns hat Sex und jeder von uns beschäftigt sich damit. Also sollte es das Normalste der Welt sein.“ Rund um das Projekt hätten immer wieder Leute gesagt: „Das kannst du ja nicht machen ...!“ „Dann sage ich immer: Warum soll ich es nicht machen? Dieses Polarisieren hat mich gereizt, dass viele aufgrund des Themas skeptisch waren. Dann habe ich mir gedacht: Jetzt mache ich es erst recht!“
Der Weg zur Filmemacherin war für die Tirolerin nicht gleich vorgezeichnet. Nach dem Abschluss einer Tourismusschule reiste sie um die Welt, um in der Hotelbranche zu arbeiten. Irland, Australien, USA. Als sie zurückkehrte, absolvierte sie 2015 die Schauspielakademie Elfriede Ott in Wien. „Ich hatte kleinere Rollen in ,Soko Kitz‘, ,Soko Donau‘, ,Bergdoktor‘, ,Bergretter‘, das ganze Programm“, berichtet Unterweger. „Aber es macht viel mehr Spaß, ein ganzes Projekt von Anfang bis zum Schluss zu begleiten.“
Die Chance für ihren Einstieg bei „Broke. Alone“ erhielt sie, weil der deutsche Produzent Hauke Schlichting bewusst eine Frau für den Regiesessel suchte. Auf Empfehlung von Til Schweigers Barefoot Film, wo Unterweger tätig war, wurde sie schließlich genommen. Zuvor hatte sie erst einen Kurzfilm gedreht.
„Es hat dem Film richtig gutgetan, dass eine Frau Regie geführt hat“, sagt sie. „Vor allem für die Hauptdarstellerin. Einfach, um die Weiblichkeit dieser Frau am Set mehr zu spüren.“
Nora Islei sei ein „Castingwunder“ gewesen. Es seien zwar auch klingende Namen angeboten worden, manche Agenten hätten aber gesagt: „Unsere Schauspielerinnen machen so was nicht.“ Die 25-Jährige sei durch ihr „herzhaftes und ehrliches“ Demoband aufgefallen. Unterweger: „Sie hat sich total versprochen und war sauer auf ihren Anspielpartner. Das hat sie aber nicht herausgeschnitten. Mich hat das fasziniert, weil es so pur ist. Ich wusste: Das ist unsere Sarah!“
Auch „Kommissar Rex“-Star Gedeon Burkhard, der Sarahs Vater spielt, einen Psychologen, ist voll des Lobes: „Nora ist wirklich eine Entdeckung von Charme, Begabung, Jugend, Witz. Also das war einfach ein einziges Vergnügen. Und dann hatten wir eine Regisseurin, die genau wusste, was sie will. Das ist auch sehr angenehm. “
Für den Dreh der Video-Call-Szenen mietete sich die Produktion in einem Gasthaus ein, wo Sarahs Wohnung in einen Tanzsaal hineingebaut wurde. „Mir war wichtig, dass die Schauspieler in Echtzeit interagieren“, sagt Unterweger. Daher wurde gleich daneben – schalldicht – ein zweiter Raum gebaut. So habe man besser kommunizieren können.
Ein Intimacy Coach war am Set, alle Szenen seien vor- und nachbesprochen worden. Bei intimen Sequenzen habe es ein Closed Set gegeben, mit wenig Involvierten. Aber Unterweger erzählt: „nach einer Woche hat Nora gesagt: ,Du Anna, jetzt ist es mir egal, es hat mich eh schon jeder am Set nackt gesehen. Also jetzt ist der Keks gegessen‘.“
Paintballgeschosse
Am schwierigsten sei die „In flagranti“-Szene vom Beginn gewesen. Sarah rächt sich an ihrem Freund mit einer Paintball-Pistole. „Zur Nacktheit kam hier Action“, sagt Unterweger. „es war noch dazu die erste Szene, die wir gedreht haben, und wir konnten nur ein Mal scharf schießen, weil wir diese Flecken nicht mehr von der Wand bekommen hätten.“ Zu den zweitägigen Vorbereitungen gehörte auch, die Paintballgeschosse selbst am eigenen Körper zu spüren. „Das war eine Challenge, aber auch das habe ich nun im Kasten“, lacht Unterweger.
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