Katy Perry hat sich ihr Lächeln zurückerobert
Als „Reise zurück zum Licht – mit Geschichten von Widerstandsfähigkeit, Hoffnung und Liebe“ bezeichnet Katy Perry ihr kommenden Freitag erscheinendes Album „Smile“. Der schon vorab veröffentlichte Titelsong ist ein fröhlicher, elektronischer Tanztrack, in dem sie sich bedankt, dass sie wieder lächeln kann. Generell kehrt die 35-Jährige, die in wenigen Tagen ihr erstes Baby bekommt, damit zu den Power-Pop-Songs mit eingängigen Refrains zurück, die sie berühmt gemacht haben, wirft aber auch ein bisschen Funk („Champagne Problems“) und mit den vielleicht stärksten Tracks „Resilient“ und „What Makes A Woman“, auch Nachdenklicheres und Ruhiges in den Mix.
Vermutlich kam die Rückbesinnung auf ihren Erfolgssound, weil das vorige Album „Witness“, bei dem starke Melodien fehlten und der Fokus auf den Beats und atmosphärischen Elektronikspielereien lag, nur wenige begeistern konnte. Es war zwar kein Flop, blieb aber weit unter Perrys früheren Erfolgen. Das war – gepaart mit der vorübergehenden Trennung von ihrem Partner, dem Baby-Papa Orlando Bloom – der Beginn einer Krise, in der sie sogar an Selbstmord dachte.
„Bei mir manifestierte sich die Depression in Lethargie“, erzählte sie der britischen Tageszeitung The Guardian. „Ich hatte an nichts mehr Interesse, nichts und niemand konnte mich dazu inspirieren, aus den Bett zu kommen. Mir war alles egal. Ich hatte diese viel beachtete Super-Bowl-Show gespielt. Aber dadurch kam das Gefühl: ,Du hast das geschafft, den Everest bestiegen! Aber was kommt jetzt? Soll ich den Rest meines Lebens den Everest besteigen?’“
Ein weiterer Auslöser für die Depression war die Erkenntnis, dass ihr bisherige Geheimwaffe gegen Depressionen, nämlich sich in Arbeit zu stürzen, nicht mehr half.
Schon als ihr Ex-Mann, der britische Moderator Russell Brand, nach einem Ehejahr per SMS mit ihr Schluss machte, durchlebte Perry eine depressive Phase. Damals half es noch, zu singen. „Doch jetzt zerbrach die Basis meines Lebens, die ich für mich geschaffen hatte, als ich neun Jahre alt war und zu singen begann. Davor hatten mich in der Schule immer alle ignoriert, aber da bekam ich auf einmal von jedem Aufmerksamkeit. Und das war – bis vor ein paar Jahren – immer meine Zuflucht und mein Schutz.“
Das und das Lesen der negativen Berichte über „Witness“ brachte sie dazu, Hilfe zu suchen. „Ich konnte auf einmal nicht mehr damit umgehen. Schon die mildeste Kritik war für mich wie ein seismischer Schock. Und mir wurde klar: Keiner kann dir etwas über dich einreden, das dich so trifft, wenn du es nicht selbst schon glaubst.“
So ging sie für eine Woche in das Hoffman Institute, um das mangelnde Selbstwertgefühl in den Griff zu kriegen, und konnte viele ihrer Probleme auf die Kindheit zurückführen. Als Tochter eines Paares, das in Santa Barbara eine Kirche leitete, war ihre Jugend von Jesus dominiert: „Da ging es nie um Neugier auf das Leben, oder darum, den Horizont zu erweitern. Immer nur um die Bibel und den nächsten Gottesdienst. Selbst die Therapie wäre da verpönt gewesen, denn ,Jesus richtet das schon’. Aber ich sagte mir, Gott gab uns viele wunderbare Sachen. Und dazu gehören auch die Therapeuten.“
Jetzt freut sich Perry auf die Mutterschaft. Insofern stört sie der Corona-Lockdown wenig: „Ich hatte wegen des Babys sowieso nicht geplant, auf Tour zu gehen.“
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