Kafkas Reise in die Schrecken der Existenz

Kafkas Reise in die Schrecken der Existenz
Zum Saison-Start brachte Viktor Bodó "Amerika" nach Franz Kafkas Roman-Fragment als theatrales Road­movie ins Grazer Schauspielhaus.

Atmosphäre, Optik und Show sind alles bei dieser Fahrt ins Ungewisse: Und ein halbsbrecherisches Tempo. Zum Saison-Start brachte Viktor Bodó "Amerika" nach Franz Kafkas Roman-Fragment als theatrales Road­movie ins Grazer Schauspielhaus.

Dort inszenierte der Ungar bereits zum siebenten Mal. Fasziniert von Kafkas "Halbtraumwelt von Angst" ar­beitet der Theateranarcho wieder mit starker Bildsprache (Ausstattung: Juli Balazs), einer gut geölten Drehbühne und viel Körpereinsatz seiner bewährten Budapester Szputnyk Shipping Company.

Surreale Träume

Der Text ist sekundär, wo märchenhafte Poesie und Alptraumhaftes Hand in Hand gehen. Umso wichtiger die Musik (Klaus von Heydenaber ) zu den fantastisch-surrealen und mit Slapstick gespickten Szenen im Land der unerfüllten Träume.

Nach der Pause und der fulminanten "Hotel Occidental"-Szene verliert allerdings alles etwas an Stringenz und Kraft.

Kafkas Amerika ist kein konkretes Land, sondern ein vielfach überlagertes Bild aus Mythen, Projektionen, Fakten und Fantasien.

Der Auswanderer Karl Roßmann erlebt von seiner Ankunft in New York bis zum finalen Naturtheater von Oklahoma den amerikanischen Traum rückwärts. Nicht vom Tellerwäscher zum Millionär, sondern andersherum

Sein naiver Gerechtigkeitssinn und seine Gutgläubigkeit bringen ihn ständig in die Bredouille. Er wird zum Spielball mysteriöser Mächte, der Umstände, der Dynamik der Verhältnisse und von Brunelda, die im Roman eine Albtraumwächterin ist.

Denn: "Wir werden nie und niemals uns selbst und das System, das unser Schicksal bestimmt, durchschauen können."

Claudius Körber spielt jungenhaft offen und unbekümmert den ewig scheiternden Karl, den verstoßenen Sohn, bei seinem Parcours der Frustrationen. Aus dem in vielen Rollen enorm wandlungsfähigen Ensemble herausragend: Stefan Suske und Gerhard Balluch, die das Unerklärbare, des Labyrinthische im Stationentheater der Absurditäten prägen. Bis am Ende der Irrfahrt die Musiker samt Klavier, an Seilen hochgezogen, unbeirrt weiterspielend, in den Bühnenhimmel entschwinden.


KURIER-Wertung: **** von *****

INFO: Vorstellungen: 2., 4., 6., 7., 10., 17 . u. 19. 10. Karten Tel. 0316/ 8000

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