Angst vor linkem Protest: Kabarettistin Eckhart von Festival ausgeladen
Sie begann als Poetry-Slammerin und entwickelte sich zur Komödiantin, am 17. August erscheint ihr Debütroman "Omama" im Wiener Zsolnay-Verlag. Doch bekannt wurde die aus Leoben stammende, in Berlin lebende Lisa Eckhart zuletzt vor allem durch einen Shitstorm.
Im Frühjahr lud der Westdeutsche Rundfunk einige Clips von Auftritten Eckharts aus dem Jahr 2018 ins Netz. In diesen hantierte die Spaßmacherin mit antisemitischen Klischees, insbesondere die Vorstellung des "geldgierigen Juden" vermischte sie mit der Debatte über Harvey Weinstein zu - wie viele Kritiker meinten, billigen - Pointen. Eckhart und ihr Management hielten dagegen, die Autorin habe Vorurteile entlarven wollen. Eine kurze, heftige Debatte in den Feuilletons entbrannte.
Nun sah sich das Hamburger "Harbour Front"-Literaturfestival außerstande, angesichts eines für 14. September geplanten Auftritt Eckharts "die Sicherheit der Besucher und der Künstlerin" zu gewährleisten. Wie Spiegel.de berichtet, hatten sich die Festival-Organisatoren zunächst an Eckhart und ihren Verlag gewandt, um die Künstlerin zu einer freiwilligen Absage zu bewegen. In dem "bekannt linken Viertel", in dem der Austragungsort "Nochtspeicher" liegt, habe sich schon Protest formiert, es sei abzusehen, dass die Veranstaltung gesprengt werden würde. Als Eckhart einen Rückzug verweigerten, sagte das Festival-Team die Veranstaltung seinerseits ab.
In Wien, wo Eckhart am 27. August zu einer Lesung beim Literaturfestival "O-Töne" im Wiener MuseumsQuartier eingeladen ist, hält man dagegen am Termin fest. "Wir wissen, wer Lisa Eckhart ist", sagt Organisator Christoph Möderndorfer auf KURIER-Nachfrage. "Sie wurde vom Kuratoren-Duo Daniela Strigl und Klaus Kastberger vor dem Hintergrund ausgewählt, dass sie ein lesenswertes Buch veröffentlicht hat". An der Auswahl werde daher nicht gerüttelt; Strigl - die prominente Literaturwissenschafterin und Kritikerin war auch langjährige Jurorin beim Bachmann-Preis in Klagenfurt - werde den Abend auch selbst moderieren.
Veranstalter "um Lösung bemüht"
Die Veranstalter des „Harbour Front Literaturfestivals“ in Hamburg bemühen sich, die österreichische Kabarettistin Lisa Eckhart doch noch am Wettbewerb teilnehmen zu lassen. „Wir sind im Gespräch mit der Jury des Wettbewerbs und mit dem Management, ob wir nicht doch eine Lösung finden, die durchführbar und für alle Teilnehmer fair ist“, sagte Nikolaus Hansen von der Festivalleitung zur APA.
Eckhart wurde zunächst aus dem Bewerb um den Klaus-Michael-Kühne-Preis ausgeladen, da sich der Veranstaltungsort nach Drohungen des Schwarzen Blocks geweigert habe, die Lesung durchzuführen, bestätigte Hansen. „Es geht uns überhaupt nicht darum, Frau Eckhart loszuwerden, im Gegenteil, wir haben alles versucht, sie drinzuhalten“, betonte er. Das Festival befinde sich in „keiner schönen Rolle“, es weiche der Gewaltandrohung. Allerdings hoffe, er eine Lösung zu finden, die einen fairen Wettbewerb gewährleistet.
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