"Ich sag’ Justin, ihr sagt Bieber!"
Es hat, recht laut, Rumms gemacht, und sofort gingen Tausende Handys hoch.
Dabei hatte gerade erst der Countdown gestartet, der die Ankunft ankündigte. Der erste gute Grund, zu kreischen. Jede Minute, die der Countdown herunterzählte, war ein weiterer guter Grund.
Dann aber war es soweit: Justin Bieber. Mit Engelsflügeln. In Weiß. In Wien.
Und in der ausverkauften Stadthalle begann für die versammelten Nachwuchserwachsenen so etwas Weihnachten und Ostern zusammen. Man, nunja, kreischte. So laut, dass sich die Musikanlage oft schwer tat, dagegen anzukommen. Da war er also, der Herrscher über die Facebookseiten und Kinderzimmerwände, der derzeit größte Teeniestar. Er will in der Sprache seiner Fans begrüßt werden. Kreisch!
Erwähnen wir es eingangs kurz: Im Hintergrund schnurrte eine Profi-Popshow ab. Irgendwas mit tanzenden Astronautinnen, lustigen Hosen, Discotanz mit Anfassen. Auch eine Band stand auf der Bühne; letztere wollte sich nicht zwischen Raumschiff, Aquarium und Showtreppe entscheiden.
Egal, die 15.000 Fans waren wegen einer One-Man-Show gekommen.
Impressionen des Auftritts
Kreisch!
Der 19-jährige Kanadier hatte leichtes Spiel. „Ich sage Justin, ihr sagt Bieber“, rief er, und es folgte ordnungsgemäß „Justin! Bieber!“
Sonnenbrille abnehmen? Kreisch! Jacke lüften? Kreisch! Irgendein Sager auf Englisch? Kreisch! Wofür sonst hätten die Fans sich mit Herzerln, „JB“ und anderen Bieber-Insignien bemalt, sich in der Halle ganz nach vorne gekämpft, wenn es dann nicht in Begeisterung geendet hätte?
Für 178 „Belieber“ war das Bieber-Fieber (die wichtigsten Bieber-Schlagwörter in einem Satz!) aber zu viel: Sie mussten von Sanitätern versorgt werden.
Bieber lieferte eine allumfassende, hochpolierte Popshow mit Musik, die man offenbar mögen, aber auch ignorieren kann: Er tanzte, spielte Gitarre und Schlagzeug, zog sich mehrfach um, lobte seine „schönen Fans“. Holte eine Glückliche auf die Bühne. Auch zwei KURIER-lesende Fans konnten Bieber persönlich treffen.
Sonst wird die Oberfläche zum Inhalt: Die Stimme versteckt sich oft hinter einer ganzen Lastwagenladung an Effekten. Lieber spielt Bieber auf der Gefühlsklaviatur: Romantisch zeigt er sich, nachdenklich, als Kind. Das Publikum war gutteils in dem Alter, wo das noch funktioniert: Junge Mädels hielten sich beim Kreischen die Ohren zu. Väter filmten am Handy ihre Töchter dabei, wie sie am Handy Bieber filmten.
Trockenübung
Und Bieber suchte sogar, ganz in der Tradition von Michael Jackson, wiederholt etwas im eigenen Schritt (kreisch!). Am Schluss gab es Blick auf Sixpack und Unterhosenrand. Das blieb aber jugendfrei, eine Art Trockenübung im Pop. Nein, Nicht-Fans erschließt sich das Phänomen auch live nicht: Man muss schon eine gehörige Portion an vorbereiteten Gefühlen mitbringen, um sie dann einlösen zu können. Macht nichts.
Pop ist, was für Pop gehalten wird.
Der Rest wächst sich aus.
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