Das Pop-Bengerl kommt nach Wien
Mit seiner, nun ja, unerträglichen Version des ohnehin schon nicht durch übermäßigen Tiefgang beschwerten „Santa Claus is Coming To Town“ (nachzuhören auf YouTube) lässt sich Justin Biebers Ruhm in all den Kinderzimmern dieser Welt eher nicht begründen.
Aber es muss ja nicht alles gut sein, was der aktuell größte Teeniestar macht.
Die Musik, das pünktliche Erscheinen bei Konzerten oder das Tragen von Oberbekleidung kann man ruhig ein wenig hintanstellen, wenn man aussieht wie ein Engerl und 36 Millionen Follower auf Twitter hat. Beides zeichnet Justin Bieber aus, und am Samstag gibt es genügend Gelegenheit, diesen durchaus existenziell begründeten Ruhm erstmals in Österreich zu würdigen: Bieber tritt in der Wiener Stadthalle auf.
Wallungen
Der 19-jährige Kanadier erledigt derzeit ganz alleine das, wofür man in den fernen 90ern noch ganze Boybands brauchte: Mit tauglicher Begleitmusik ein geeignetes Objekt für die erste Gefühlswallung seiner jungen Fans abzugeben. Wie sehr das funktioniert, merkt man auch daran, dass sich diese Fans nur ein ganz klein wenig sektiererisch „Beliebers“ (ein Wortspiel von „believe“, also „glauben“, und Bieber) nennen. Das muss keine Eltern beunruhigen, das vergeht.
Wobei: Wer sich mit den Beliebern anlegt, für den kann es ganz schön ungemütlich werden. Biebers Sozialmedien-Armee straft despektierliche Online-Äußerungen mit der selbstgerechten Strenge der Gläubigen ab. So musste jüngst Schauspielerin Olivia Wilde lernen: Über Biebers Fehltritte auf dem langen Weg zum Erwachsenwerden macht man sich nicht lustig.
„Zieh dir ein beschissenes T-Shirt an“, twitterte Wilde, als Bieber seinen 19. Geburtstag obenrum nackt feierte. Ausufernde Beschimpfungen folgten, und da war vor allem erstaunlich, was für Wörter („Schlampe!“) die Kinder schon kennen.
Das Konzert am Samstag werden die Kinder jedenfalls nicht so schnell vergessen. Die merken sich auch jene simplen Melodien, die Erwachsenenohren allzu rasch wieder entfleuchen. Für alle, die bisher weggehört haben: Hier mischt sich flotter, verspielter, effektgeladener Pop mit blütenrein jugendfreien Texten über Körper, die rocken, und Gefühle, die man nicht bekämpfen soll. Aber nicht deshalb gilt es für das erwachsene Begleitpersonal, am Samstag Ohrenstöpsel mitzunehmen. Sondern aus Vorsorge gegen die hochfrequenten Kreischattacken, die Bieber begrüßen werden.
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