Julia Koschitz in TV-Thriller: Glaubt man einem brutalen Straftäter?

Frau besucht Mann im Verhörzimmer
Julia Koschitz ist am Sonntag (20.15 Uhr, ORF 2) zum dritten Mal in der Thriller-Reihe „Im Schatten der Angst“ zu sehen. Diesmal hat sie es mit dem „Skorpion“ zu tun. Einem Täter, den sie als Psychiaterin resozialisieren will.

Man wird mitten in einen gefährlichen Polizeieinsatz geworfen. Ein wütender Mann, mit Tattoos übersät, hält seine Partnerin als Geisel – ihren Liebhaber hat er soeben getötet. Nach einem gelungenen Zugriff wird Anton Lisky (Stefan Gorski) abgeführt. Was in anderen Krimis das dramatische Ende sein könnte, ist bei „Im Schatten der Angst – Skorpion“ lediglich das Vorspiel für einen Thriller mit zahlreichen Wendungen.

Hauptdarstellerin Julia Koschitz über die drastische Szene: „Es wird in der Rückblende ein Verbrecher vorgestellt, der auf den ersten Blick keine Sympathien erweckt, weil er hoch aggressiv und brutal ist.“ Das sei dramaturgisch notwendig, um eine Entwicklung zu zeigen, die er in den folgenden acht Jahren Haft gemacht habe. „Dann geht es um die große Frage: Gibt man ihm eine Chance für ein bisschen mehr Autarkie – gewährt man ihm die Lockerung seiner Haft? Das Risiko, das über dieser Entscheidung schwebt, ist umso höher, je gefährlicher dieser Mensch zuerst wirkt.“

Im Schatten der Angst - Der Skorpion

Toxische Männlichkeit: Das titelgebende Tattoo auf dem Rücken des Täters (Stefan Gorski). 

Karla Eckhardt, die Koschitz verkörpert, begleitet als forensische Psychiaterin die augenscheinliche Wandlung des Täters im Maßnahmenvollzug. Man sieht Lisky, wie er in der Gärtnerei, in der er arbeitet, liebevoll Blätter abwischt. Aber gibt er nur zum Schein den Sanftmütigen?

Resozialisierung emotionalisiert, das wird auch im Film thematisiert. Es gibt Proteste, die von der Mutter des eingangs Getöteten (gespielt von Margarethe Tiesel) befeuert werden.

Polizeieinsatz

Susi Stach, Julia Koschitz bei Einsatz

„Natürlich verstehe ich, dass da Ängste aufkommen“, sagt Koschitz. „Ich bin grundsätzlich erstmal dankbar dafür, in einem System zu leben, in dem es in erster Linie darum geht, dass jeder Mensch ein gerechtes Verfahren bekommt, und dafür ist es notwendig, dass man um die Vorgeschichte einer Tat weiß.“ Dazu gehöre auch, „dass Verbrecher auch wieder Boden unter die Füße bekommen und nicht alleine gelassen werden mit den vielen Fragen, die sich mit und nach einer Straftat stellen. Daran anschließend finde ich es richtig, dass man versucht, Bestrafte dabei zu unterstützen, dass sie wieder in die Gesellschaft zurückgeführt werden zu können. Man kann sie ja nicht ein Leben lang wegsperren, man muss mit ihnen umgehen.“

Von ihrem Kollegen Dr. Kressmann (Jörg Schüttauf) erhält Eckhardt Unterstützung, Kommissarin Irene Radek (Susi Stach), die Lisky einst verhaftete, ist hingegen skeptisch. Es kommt zu einer brutalen Tat in der Gärtnerei.

Im Schatten der Angst - Der Skorpion

Karla Eckhardt (gespielt von Koschitz) sitzt dem angeblich geläuterten Häftling Anton Lisky (Stefan Gorski) gegenüber. 

Neue Erfahrung

Nach „Im Schatten der Angst“ (2019) und Teil 2, „Du sollst nicht lügen“ (2023), ist Koschitz am Sonntag (20.15 Uhr, ORF 2, 24 Stunden davor auf ORF ON) zum dritten Mal in der ORF/ZDF-Reihe zu sehen. Dies sei „eine neue Erfahrung, nachdem ich davor nie Reihen gemacht hatte. Ich fand die Grundkonzeption von vornherein so spannend, dass ich mich darauf eingelassen habe und wieder zur Verfügung stehen wollte. Normalerweise ist ein gutes Buch meine Entscheidungsgrundlage. Hier ist es immer wieder aufregend, welches Buch auf mich zukommen wird.“

Geschrieben hat es, wie in Teil 1, Marie-Therese Thill, diesmal gemeinsam mit Nils-Morten Osburg. Regie führte Umut Dağ, mit dem Koschitz bereits die Serie „Die Macht der Kränkung“ gedreht hatte.

Eine Reihe wie „Spuren des Bösen“ ist schon bei Teil 10 angelangt, wie weit könne sich „Im Schatten der Angst“ noch auswachsen? Koschitz, lachend: „Ja, die Frage stellen wir uns auch. Ich mag diese Figur, und ich mag, wie sorgfältig man bemüht war, wirklich interessante Geschichten zu entwickeln. Vor allem wegen dieser sehr guten Zusammenarbeit wäre ich grundsätzlich bereit für einen weiteren Teil.“

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