Jüdisches Museum: Neustart mit Hollywood
Nach neun Monaten sind Sanierung und Umbau um 2,6 Millionen Euro im Jüdischen Museum in der Dorotheergasse beendet. "Heute ist ein Tag der Freude für Wien", sagte Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny am Montag zur Wiedereröffnung des Hauses. Innen wie außen wurde das Palais Eskeles umgekrempelt. Ganz rechts ist das Café, allerdings nicht mehr Teitelbaum, sondern Felber.
Neuer Glanz
"Die erneuerte Fassade erhielt eine Kunstinstallation von Brigitte Kowanz: Eine Leuchtschrift, "die auf Hebräisch den Schriftzug Museum darstellt", so Direktorin Danielle Spera. "Vor allem aber haben wir den Ausstellungsbereich des ganzen Hauses neu strukturiert."
Im Schaudepot werden Preziosen aus der Sammlung gezeigt. Im Erdgeschoß ist "Wien. Jüdisches Museum. 21. Jahrhundert" zu sehen, die erste Etappe auf dem Weg zur neuen Dauerausstellung. Die ist noch "Work in Progress" und stellt vor allem viele Fragen, auf die Experten und Publikum erst Antworten finden sollen. Etwa: Welche Erwartungen hat man heute an ein Jüdisches Museum?
Traumfabrik
Viel Publikum verdient jedenfalls die große Wechselausstellung mit einem populären Thema: "Bigger Than Life - 100 Jahre Hollywood" (bis 15. April 2012) oszilliert u. a. um die meist jüdischen Gründer der großen US-Filmstudios und erzählt eine migrantische Erfolgsgeschichte.
Denn vor allem Emigranten aus Ost- und Mitteleuropa haben die Traumfabrik Hollywood erschaffen, etwa Harry Cohn von Columbia Pictures, der sagte: "Ich kriege keine Magengeschwüre, ich verteile sie."
Eine Mythenmaschine
Das Buch zur Ausstellung aus dem Verlag Bertz + Fischer geht auch auf das in Amerika weit verbreitete Vorurteil ein: "Die Juden dominieren Hollywood."
Und zitiert den Dramatiker, Filmregisseur und Produzenten David Mamet : "1. Ja, es gibt viele Juden im Filmbusiness. 2. Nein, wir haben Christus nicht ermordet."
"Hollywood ist eine jüdische Erfindung", so Kurator Werner Hanak-Lettner. Zu sehen sind neben Filmausschnitten und -plakaten aus der Stummfilmzeit Exponate wie ein Sessel aus Rick's American Café aus dem Film "Casablanca" und eine Zigarrenbox von Paramount-Gründer Adolph Zukor.
Man begegnet alten und neuen Stars wie den Marx Brothers, Woody Allen, Barbra Streisand - und Al Jolson, der eigentlich Asa Yoelson hieß und im heutigen Litauen geboren wurde.
Er rührte einst mit dem Song "Sonny Boy" Millionen zu Tränen. Und als er die amerikanische Regierung bat, ihn zur Truppenbetreuung nach Korea zu schicken, und man ihn auf die Unbequemlichkeiten dieses Unternehmens hinwies, meinte Jolson: "Ich war im letzten Krieg in Guam, und da musste man auch hoch schlafen, sonst bissen die Ratten."
Aber das ist eine andere Geschichte. Die des jüdischen Humors. Und der soll Thema einer künftigen Ausstellung sein
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