Nach lauem Start doch noch zauberhaft

Am Mittwoch gastierte die Frontfrau von Wir sind Helden in der Wiener Arena.

Ein leichtes Schwert" hat Judith Holofernes, Frontfrau von Wir sind Helden, ihr erstes Solo-Album genannt. Umso erstaunlicher war der Beginn ihres Konzertes Mittwochabend in der Wiener Arena: Die ersten Nummern kamen recht wuchtig durch die Boxen – mit stampfenden Trommeln oder dröhnenden Gitarren. Und die machten leider gleich zu Beginn den Gesang phasenweise unhörbar.

Etwas Energetisches zum Anwärmen der Masse, dachte sie sich vielleicht. Obwohl, so groß war die Masse gar nicht. Nur dreiviertel voll war die Arena. Mehr wollten ihn nicht hören, Holofernes’ Sound fernab der Helden – den Mix aus Folk, Salsa und Reggae, der nur gelegentlich mit rockigen Einschüben garniert ist und ohne Synthesizer auskommt.

Albern

Ein fünfköpfige Band hat die 37-Jährige mitgebracht, die das nach dem wuchtigen Einstieg bald auch so umsetzt, wie es auf der Platte zu hören ist. Bei den Helden immer für ihre gewitzte Wortwahl und die pointierten Texte bekannt, glänzt sie auch solo mit außergewöhnlichen, amüsanten Reimen. Allerdings sind die nicht so kämpferisch, weniger auf Botschaften und mehr auf Wortspiele ausgerichtet.

Aber jetzt im Mittelteil, wo die Band ohne E-Gitarren auskommt, sind sie wenigstens zu hören. Eine tolle Stimmung kommt trotzdem noch nicht auf. Daran ändert auch nichts, dass Holofernes in ihrer gewohnt sympathischen Art mit ihrem Publikum plaudert. Sie erzählt, dass sie seit dem Ende der Helden-Tour hobbymäßig Tiergedichte geschrieben hat, spricht während einer Umbaupause über Makis.

Stimmung

Auch an einem zweiten Hobby lässt sie die Wiener teilhaben: Sie übersetzt Songs ihrer Vorbilder. Aus Teiturs "Catherine The Waitress" hat sie "Jonathan der Kellner" gemacht. Und der bringt langsam Stimmung in die Arena.

Noch dazu kommen jetzt mit "MILF" und "Danke, ich hab schon" Nummern , die an den Sound der Helden anknüpfen, rockiger klingen und trotzdem den Gesang nicht zudröhnen. Und dann kündigt Holofernes den letzten Song an. Irgendwie zu wenig, hat man das Gefühl.

Doch die Berlinerin hängt noch zwei Zugaben dran. Und jetzt endlich ist sie so zauberhaft, wie man das von ihren Band-Auftritten gewohnt war: Mit " John Irving", einer fast kabarettistischen Abhandlung über ihre Lieblings-Literaten und deren Schwächen. Und mit "Du kriegst nicht immer, was du willst" (Übersetzung des Stones-Hits "You Can’t Always Get What You Want"). Das lässt den Eindruck vom lauen Beginn verblassen. Nicht vollständig. Aber gut genug, um nächstes Mal wieder dabei sein zu wollen.

KURIER-Wertung:

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