Dramatisch
Es ist diese Bandgemeinschaft, die Judas Priest im 55. Karrierejahr zu dem kraftvollen musikalischen Statement von „Invincible Shield“ befähigt hat, die möglich machte, dass die Musiker die dramatischen Rückschläge der vergangenen Jahre überwinden konnten.
Der 73-jährige Rob Halford erkrankte 2020 an Krebs und konnte aber geheilt werden. Der um viele Jahre jüngere Faulkner hatte 2021 auf der Bühne bei einem Festival in Louisville in den USA einen lebensbedrohlichen Riss der Aorta und musste notoperiert werden. Und schon 2018 wurde Glenn Tipton, dem zweiten Gitarristen, eine Parkinson-Erkrankung diagnostiziert.
„Als wir das erfuhren, haben wir alles getan, dass er weiter mit uns spielen kann“, erzählt Faulkner im KURIER-Interview. „Wir haben die Setlist umgestellt, Songs rausgenommen, die ihm Schwierigkeiten bereiteten. Er ist auch heute immer noch ein lebenswichtiger Teil der Band. Die Songs ,Sons Of Thunder´, ,Vicious Circle´ und ,Escape from Reality´ auf diesem Album sind von ihm. Und er hat so viele Ideen, die den Sound von Judas Priest maßgeblich prägen. Er kann sie nicht mehr spielen, aber dann sagt er halt mir, was er meint, oder singt es mir vor, und ich spiele es für ihn. Es ist für ihn unglaublich wichtig, weiterhin ein Teil der Band zu sein.“
Langer Abschied
Für Faulkner ist es eine Selbstverständlichkeit, alles zu tun, dass Tipton das kann – auch wenn er selbst der Junior ist und erst 2011 zu Judas Priest kam. Damals ersetzte er den überraschend ausgestiegenen K. K. Downing. „Ich war eigentlich nur für eine einzige Abschiedstour engagiert. Und jetzt bin ich immer noch dabei und die Band spielt stärker denn je. Das ist fantastisch.“
Dass Judas Priest jetzt wieder von Erfolg zu Erfolg fliegen, liegt für Faulkner unter anderem an dem mit „Invincible Shield“ gemeinten Zusammenhalt. Daran, dass „wir wie Brüder sind“. Brüder, die auch ihm nach dem Aorta-Riss Halt gegeben haben. Sechs Monate danach war er wieder mit Judas Priest auf Tour: „Das war lebenswichtig, ein wesentlicher Teil des Heilungsprozesses.“ Auch über die eben gestartete Tournee mit den Bands Saxon und Uriah Heep, mit der er am 1. April in die Wiener Stadthalle kommt, freut sich Faulkner. Es gibt durch seine Krankheit zwar Einschränkungen, aber die bereiten ihm kaum Probleme.
„Ich muss aufpassen, dass ich meine Pillen nehme. Das nicht zu vergessen, ist für mich mit meinem Gedächtnis das größte Problem“, lacht er. „Aber ich gehe regelmäßig zu den Kontrolluntersuchungen und es geht mir sehr gut. Das muss ich halt auf Tour organisieren. Und ich darf nicht mehr viel trinken, denn Alkohol verdünnt das Blut. Ich habe eh nie exzessiv getrunken, aber ich muss schauen, dass mein Blut immer die richtige Dicke hat. Zu dünn und zu dick ist beides gefährlich für mich. Aber verglichen mit den Problemen, die andere von uns bewältigen müssen, kann ich mich wirklich glücklich schätzen, dass es mir wieder so gut geht.“
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