Der Schauspieler Karl Mayer, Schwiegersohn des Wirtes vom Gasthaus „Bey den goldenen Straußen“, errichtete in dessen Garten das erste Theatergebäude, heute eine der ältesten noch bestehenden und bespielten Bühnen Europas.
Typisch österreichisch der Beginn: Das „Schauspielhaus in der Josephstadt“ – ein Logentheater mit sehr kleiner Bühne und einem großen Zuschauerraum – führte das Lustspiel „Liebe und Koketterie“ auf – aber ohne Genehmigung.
Erst Wochen später stellte die Behörde fest, „dass dieses Theater nicht nur schon vollkommen erbauet, sondern auch in solchen schon wirklich Schauspiele aufgeführet worden seyen“. Und erteilte nachträglich Ende 1788 ihren Segen.
„In fünf Jahren intensiver Recherche wurden Reiseberichte und alle Zeitungen von rund 150 Jahren durchgeschaut“, so Stalla. Abgedruckt sind zudem viele Originalpläne und am Computer neu gezeichnete 3-D- Rekonstruktionen.
An die Stelle der schlichte Vorstadtbühne trat 1822 ein in der Folge mehrfach veränderter Neubau nach den Plänen des Biedermeier-Architekten Josef Kornhäusel. Zu dessen Eröffnung dirigierte Beethoven die Ouvertüre „Die Weihe des Hauses“.
1834 war die Uraufführung von „Der Verschwender“ – mit Ferdinand Raimund in der Hauptrolle. Und Johann Nestroy wurde hier zum Publikumsliebling.
Bis heute ist das Theater geprägt von Max Reinhardt, dem der Ort „wie eine alte Geige “ erschien: Er ließ die Josefstadt 1924 mit dem Geld eines der reichsten Männer Europas, Camillo Castiglioni, durch Carl Witzmann nach dem Vorbild des Teatro La Fenice in Venedig umbauen und mit dunkelroten Damasttapeten, Goldschmuck und venezianischem Lustern ausstatten; als in Deutschland bereits die von Walter Gropius initiierte Bauhausbewegung die Moderne eingeläutet hatte. Aber die Vergangenheit dieses Bau-Juwels mit Patina ist bis heute „beständiges Thema“, sagt Herbert Föttinger, seit 2006 Direktor. Und angetreten mit dem Credo „Die Tradition im Griff, die Zukunft im Auge“ und dem Ziel, „einfach evolutionär einen neuen Weg zu suchen“ und „zu sehen, wie weit man ein Fenster aufmachen kann“, wo „vielleicht ein frisches Lüfterl hereinweht“. Es müsse ja „kein Orkan sein“.
Bis 2026 will er am Ruder – „oder besser gesagt: am Rudern“ – bleiben und wäre dann der „zweitlängstdienende“ Direktor überhaupt. Und die Josefstadt ist mit zuletzt mehr als 330.000 Besuchern pro Jahr, 20.000 Abonnenten und mehr als 700 Vorstellungen pro Saison (mit den Kammerspielen) eine Erfolgsgeschichte.
Buchpräsentation beim JosefStadtGespräch am Sonntag, 17. 10. (11 Uhr), mit Herbert Föttinger, Günter Rhomberg und Robert Stalla www.josefstadt.org
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