Josefstadt: Ein bisschen Spaß muss sein

Josefstadt: Ein bisschen Spaß muss sein
Bei Michael Kreihsls Regie von Feydeaus "Ein Klotz am Bein" im Theater in der Josefstadt hätte besser ab und zu einer die Spaßbremse gezogen.

Publikum, das in Spontan-Applaus ausbricht, weil ein Richtung Kleiderhaken geworfener Socken an diesem auch hängen bleibt, hat sich die Devise des Abends zu eigen gemacht: Ein bisschen Spaß muss sein.

Bei Michael Kreihsls Regie von "Ein Klotz am Bein" im Theater in der Josefstadt hätte besser ab und zu einer die Spaßbremse gezogen. Die Inszenierung: zweieinhalb Stunden Lachen. Nicht weniger, nicht mehr. Aber der fantastische Vaudeville-Autor Georges Feydeau hätte sich mehr verdient.

Brillante Komödie

Sein "Klotz" ist eine der brillantesten Tür-auf-Tür-zu-Komödien der Theaterliteratur. Da muss der Pleitier Bois d'Enghien seiner Geliebten, Varieté-Sängerin Lucette, gestehen, dass er zwecks Brieftaschenbefüllung ein Baronesserl ehelichen muss. Die künftige Brautmutter lädt den Tingeltangelstar als Überraschungsgast zur Verlobung ein. Und rundum lauern dümmliche Verehrer der Diseuse auf ihre Chance ...

Feydeaus scharfsinnige, spitzzüngige Sprach- und Versprechspiele brauchen Tempo, Timing, Rhythmus, Präzision. Hier jedoch punkten die Pointen nicht. Die Schauspieler waten durch die Untiefen dieser Arbeit, kein Echo zur Hand, um ihre Figur auszuloten.

Inszenierungs-Irrtum

Dieses Lustspiel ist kein Slapstick-Schwank, im klamaukigen Bühnenchaos verbirgt sich Tragödie: Rollen am Rande des Nervenzusammenbruchs werfen tiefe Blicke in menschliche Abgründe.

Ein Pech. Tiefgründig ist diese Inszenierung nicht.
Und so rettet sich eine Hälfte der Darsteller in aufdringliche Outrage (Toni Slama quält sich und uns als General mit "spanisem" Akzent), die andere in elegante Zurückhaltung ("Baronin" Gertraud Jesserer, André Pohl als Lucettes Ex). Nur Siegfried Walther gelingt als Notarsschreiber Bouzin eine schöne Charakterstudie.

Schön ist auch das Finale, in dem Raphael von Bargen als Bois d'Enghien und Ruth Brauer-Kvam als seine Angedachte ein geheimes Stelldichein zum Musikduett machen. Den ganz großen Showauftritt hat dann Sona MacDonald als Lucette. So soll's sein.

KURIER-Wertung: *** von *****

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