Meinrad: Der Heile-Welt-Österreicher
Bescheiden war er (den Rolls-Royce hatte er 1967 allein aus Sparsamkeitsgründen gekauft, „der fährt und fährt, und die Autos der Kollegen sind alle hin ...“).
Freundlich – „also, dafür kann ich wirklich nichts!“
Und unpolitisch: „Als guter Katholik müsste ich eigentlich Kommunist sein. Denn da gilt wenigstens das Primitivste: Wenn es jemandem schlecht geht, wird ihm geholfen.“
Und so diplomatisch: „Es liegt mir einfach, alle Leute reizend zu finden.“
Außerdem hat Josef Meinrad nie Alkohol konsumiert – „außer bis auf ein Likörzuckerl, irrtümlich.“
Nie hat er geraucht – „außer die 800 Zigaretten als Papst Hadrian VII. im Burgtheater. Aber ich hab’ den Rauch schnell weggeblasen.“
Groteskes Duett
Zu seinen Hunden war er ebenfalls sehr lieb: Der ehemalige Burgtheater-Direktor Achim Benning erinnert sich in dem noch druckfrischen Buch „Josef Meinrad – Der ideale Österreicher“ an einen grotesken Abend bei den Meinrads im salzburgerischen Großgmain:
Im musealen Wohnreich, vollgestopft mit Antiquitäten und mit dem großen Keller zum Tischlern (Meinrad hobelte alles glatt), setzte sich der Hausherr gegenüber seinem Lieblingshund auf eine Bank.
Und sang. Er war sozusagen stimmführend, bis auch der Hund melodisch zu jaulen anfing. Ein gemischtes Duett mit dem großen Nestroy-, Raimund- und Shakespeare-Schauspieler.
„Ich bin halt ein bissl ausgefallen“, hat Meinrad 1986 in einem KURIER-Interview gesagt. Gewiss spielte er den „Mann von La Mancha“ auch deshalb gern.
Am 21. April wäre er 100 geworden.
Das Wienbibliothek im Rathaus hat 2009 Teile des Nachlasses gekauft und würdigt den Publikumsliebling ab Mittwoch, 17. April, bis Oktober mit einer Ausstellung.
Fotos wurden angekauft, Regiebücher und Briefe, die z. B. zeigen, dass Meinrad unter Kollegen wenige Freunde hatte. Einer, Hugo Gottschlich, durfte ihn ungestraft „Hundsgfraßt im Priestergewand“ nennen.
Prunkstück: der Iffland-Ring, höchste Auszeichnung für deutschsprachige Schauspieler, den er 1959 bis zu seinem Tod 1996 getragen hatte. Der Wiener vermachte ihn dem Schweizer Bruno Ganz, der den Ring für die Schau zur Verfügung stellte.
Josef Meinrad und seine im Jahr 2006 verstorbene Ehefrau Germaine liegen auf dem Friedhof von Großgmain. Sie hatten keine Kinder. Das Grab wird kaum besucht, aber – weiß Benning – es ist Anfangs- und Endpunkt von Marien-Prozessionen. Das hätte dem frommen Mann, den die Mutter gern als Priester gesehen hätte, gefreut.
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