Der eigentliche Moderator ist Meese, der Kluge – live aus Deutschland zugeschaltet – aber erstaunlich ungestört sprechen lässt. Meese kommentiert oft nur in Form von albernen Kostümwechseln. Eingangs trägt er eine Affenmaske und trommelt mit Knochen. Eine Reminiszenz freilich an Stanley Kubricks "2001 - Odyssee im Weltraum".
Kluge meditiert dann über kosmische Phänomene und widmet sich der sowjetischen Weltraumhündin Laika. 1816 Nachkommen müsste diese bis heute haben, rechnet Kluge vor.
Teilweise hat das etwas von einem Lichtbildervortrag, weil Kluge zahlreiche Fotos oder Meese-Übermalungen einblenden lässt, dazu gibt es Videoschnipsel aus seinen Filmen.
In Akt 2 („Das Roulette der Cäsaren“), als Kluge das Schaffen römischer Kaiser durchdekliniert, ermattet manches Auge im Publikum. Zeit für Meese, seine Forderung nach einer Diktatur der Kunst lautstark und repetitiv zu erneuern. Er schätze Kaiser wie Nero oder Caligula als "große Künstler", weil sie das Staatswesen ad absurdum geführt hätten.
Rettet die Soprane
In Akt 3 wird das Publikum Zeuge der Gründung einer Oper für Bühnenarbeiter und Orchester. Das würden in Schlussakten das Leben unzähliger Sopran-Rollen retten, kommentierte der Opernliebhaber Kluge. Der lakonische Humor sorgt auch für Amüsement. Kluge liefert wieder Zahlen dazu: Auf insgesamt 1866 tote Soprane würden zwei getötete Tenöre kommen.
Ob das Zahlenwerk bis ins letzte Detail ausrecherchiert ist, sei dahingestellt. Die zahllosen Gedankenexperimente bieten jedenfalls viel Stoff zum Weiterdenken.
Und Kluge regt gleich ein weiteres Gastspiel in Wien an. Man habe noch genügend Stoff und könnte sich zum Beispiel Hagen von Tronje aus dem Nibelungenlied widmen, meint er. Auch dieser ist für Meese ein "Künstler", weil er nicht an sich selbst denke, sondern an die Sache.
Nach etwas mehr als zwei Stunden regt Kluge ein Ende an. Das sei schließlich so ausgemacht gewesen.
Das Publikum nimmt vor allem diese etwas schrullig wirkenden Einwürfe sehr wohlwollend an. Auch, als Kluge dann noch sagt: „Jonathan, rufst du mich hinterher noch schnell am Handy an?“
Da wäre man dann doch noch gern dabei gewesen, auch nach zwei Stunden.
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