John Grisham im Kampf gegen die Todesstrafe
Einmal im Monat hat Sebastian Rudd ein Rendezvous, also nicht sehr oft. Trotzdem ist das dann für ihn so unangenehm wie eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt.
Er ist lieber mit der Justiz zusammen.
Rudd ist Anwalt – und der erste Serienheld im 29. Erwachsenen-Roman des amerikanischen Justizthriller-Spezialisten John Grisham. "Der Gerechte", am vergangenen Montag auf Deutsch erschienen, ist der Beginn, und weil’s ja eh nächstes Jahr weitergeht, verausgabt sich der Autor lieber nicht. Leider.
Am Anfang hat das Buch, das auf durchgehende Handlung verzichtet, aber noch Schwung. Der langhaarige Rudd spricht aus, was Grisham – der selbst Anwalt war, allerdings einer, der "nur" Verträge ausformulierte – über die amerikanische Justiz denkt: "Es gibt Tausende, die unschuldig im Gefängnis sitzen."
Rudd verteidigt aber auch Typen, die abscheuliche Verbrechen begangen haben und trotzdem einen fairen Prozess bekommen sollen. (Zum Beispiel jenen Boxer, der einen Ringrichter erschlagen hat.)
Max Mancini
Seine Kanzlei ist ein Lieferwagen mit Bar, Bett, Internet und Waffenschrank. Der einzige Freund ist sein Bodyguard. In Bestform gerät Sebastian Rudd, wenn er merkt, dass Polizei, Staatsanwälte und Richter übler sind als die Angeklagten.
Wenn sie unfair spielen, weil sie sich einbilden, immer recht haben zu müssen, bloß weil sie Recht sprechen.
Da kann es passieren, dass der neue "Petrocelli" (war in den 1970er-Jahren eine Anwaltsserie im TV) einen Prozessvorsitzenden "Witzfigur" nennt und deshalb als Ordnungsstrafe für eine Nacht hinter Gitter kommt.
John Grisham hat erstmals eine Romanfigur verkauft – bzw. hat er den Namen für einen Staatsanwalt ("Max Mancini") versteigern lassen. Mit dem Geld konnten im afrikanischen Staat Malawi 42 Häftlinge vor der drohenden Todesstrafe bewahrt werden.
John Grisham: „Der Gerechte“
Übersetzt von K. Dorn-Ruhl, B. Reiter und I. Walsh-Araya. Heyne Verlag.
416 Seiten. 23,70 Euro.
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