John Cleese in Wien: Mit Witz von der Klorolle bis zur Grabesrede
John Cleese braucht Geld: Insgesamt 25 Millionen Pfund sollen den britischen Komiker (78) seine drei Scheidungen gekostet haben. Außerdem, dachte er, wäre es praktisch, die immer gleichen Dankesbekundungen von Fans, denen der Humor von „Monty Python“, „Fawlty Towers“ und „Ein Fisch namens Wanda“ in Fleisch und Blut übergegangen ist, gebündelt entgegenzunehmen.
In Wien wollten so viele Menschen Cleese die Reverenz erweisen, dass in der Wiener Stadthalle F ein Zusatztermin angesetzt werden musste. Und der Humorist, der einst als Beamter des „Ministry of Silly Walks“ durch London gestakst war, dankte es mit einem Programm, das deutlich lustiger geriet, als es für Fan-Conventions und Kapitalerhöhungskampagnen üblich ist.
Gewiss: Cleese schöpfte tief im Nostalgietrog und plauderte viel über die guten Zeiten der Gruppe Monty Python. Sie wurde von der BBC einst vorbehaltlos mit einer Serie betraut und nutzte alle Freiheiten, um einige der lustigsten, albernsten und auch geschmacklosesten Sketches zu drehen, die die Welt je gesehen hat: Einspielungen vom „Fish Slapping Dance“ bis zum berüchtigten kotzenden Restaurantgast aus „The Meaning Of Life“ unterstrichen dies.
Der Schnellsprecher, der die Unterstützung von zwei Teleprompter-Schirmen im Saal gar nicht erst zu verstecken suchte, lief aber doch auch abseits der Rückschau zu guter Form auf. Die abseitige, oft auch gemeine Qualität seines Humors zelebrierte der Komiker mit Esprit: Sein grantelnder Monolog über die Gepflogenheit von Hotels, das Klopapier immer zu einer Spitze zu falten, war ebenso ein Highlight wie seine Beschreibung der Methode, mit denen er seine depressive Mutter einst aus der Lethargie holte („Ich kenne da einen Mann in Fulham, soll ich ihn anrufen, damit er kommt und dich tötet?“)
Insbesondere die zweite Hälfte des Programms geriet zu einer Art Humor-Seminar (etliche Kabarettisten wurden am ersten Abend im Publikum gesichtet). Wenn ein Witz tabuisierte Themen (Sex, Tod, Krankheit) berührt, so erfuhr man da, erntet er mehr Lacher, weil sich die am Thema angestaute Spannung entlädt – und, nein, die politische Korrektheit ist keine Freundin von John Cleese.
Dennoch, beteuerte er, gehe es ihm nie um Beleidigungen, sondern um „affectionate teasing“, eine herzliche Neckerei. Eine solche ließ er seinem Monty-Python-Kumpan Graham Chapman auch noch nach dessen Tod angedeihen. Sein Motto, so Cleese, habe er von Voltaire: „Den Lebenden schuldet man Respekt, den Toten aber nichts als die Wahrheit.“
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