Rock gegen Putin

Auf "Schlaflos" zeigen sich Jennifer Rostock politisch.

Manchmal waren es durchtanzte Party-Nächte. Viel öfter aber raubten beharrlich rotierende Gedanken Jennifer Rostock während der Produktion ihres vierten Albums den Schlaf.

Aber nicht nur deshalb hat die Berliner Band ihr am Freitag erscheinendes viertes Album „Schlaflos“ genannt. „Es geht in den Texten einerseits um Party und das Nachtleben“, erklärt Keyboarder Joe Walter. „Andererseits auch um die Zeit, in der wir leben – und wie man damit umgehen kann.“

Als einen der Wege sieht die Band, die 2007 von Walter und Sängerin Jennifer Weist gegründet wurde, harte Musik. Denn für „Schlaflos“ mischt das Quintett nach wie vor wütende Punk -Gitarren mit elektronischen Elementen. Aber diesmal gewürzt mit anderen, neuen Facetten – seien es zartere, verträumte Passagen, oder der Rap in „Ein Schmerz und eine Kehle“.

Drag-Queen

Rock gegen Putin
Schon Ende vorigen Jahres erregten Jennifer Rostock mit dem Video zu dem Song Aufsehen. Denn darin erklären sie sich mit dem russischen LGBT-Netz solidarisch, das gegen die dort immer schwieriger werdenden Bedingungen für Lesben und Schwule kämpft. Und sie lassen Drag-Queen Barbie Breakout in einem „Rage Against the Putin“-Shirt auftreten.

„Ursprünglich ging es in dem Song darum, Leuten, die von der Gesellschaft nicht akzeptiert werden, zu sagen, du bist nicht alleine“, erklärt Walter. „Gleichzeitig berührte es uns in den letzten Jahren sehr, was da in Russland abgeht. Weil das vielen Leuten nicht klar ist, haben wir das im Video aufgegriffen.“

Viel diskutiert wurde darüber in der Band, sagt Jennifer Weist, aber man muss den Mund aufmachen: „Es ist schon okay, wenn Bands sagen, sie wollen nicht politisch sein. Aber ich finde, dass zu wenige deutsche Acts Stellung beziehen. Nämlich zu konkreten Themen! Zu sagen, wir sind gegen Rechts, ist ein bisschen wenig. Das sollte ja wohl klar sein.“

Wortwitz

Auch in dem Song „K. B. A. G.“ (Abkürzung für „Kein Bock auf Gästeliste“) beziehen Jennifer Rostock eindeutig Stellung. Mit Humor und Wortwitz nehmen sie dabei die elitäre Party-Szene aufs Korn. Und die Leute, die ihnen bei solchen Gelegenheiten so gerne mit wohlwollendem Rat dienen. „Da hören wir dann dauernd, dass wir einen radiotauglichen Sound brauchen, einen Hit, um den großen Durchbruch zu schaffen. Aber, nein, danke! Wir wissen selbst, was gut für uns ist. Und wir sind mit unserer Position in der Szene ganz zufrieden.“

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