Grüne Pilze an der Wand ballen ihre Fäuste

Jeff VanderMeer mag eMails: vanderworld@hotmail.com
"Auslöschung". Die Wissenschaft kann einpacken.

Was aussieht wie ein Bunker, ist ein Turm, der unter die Erde führt. Ein Turm, der atmet.

Vielleicht handelt es sich ja um einen Kopf.

Der Schleim auf den Stufen, das sind menschliche Gehirnzellen. Auf den Wänden ballen grüne Pilze ihre Fäuste, eine lebende Pflanzenschrift wird gebildet:

"Wo liegt die alles erstickende Frucht die aus der Hand des Sünders erwuchs"

(Die schreibenden ??? nehmen es mit Kommas und Punkten nicht so genau.)

Später wird man noch einen "richtigen" Turm entdecken. Er ist voller Spuren eines Gemetzels. Aus vermodernden Tagebüchern geht hervor: Es hat einen Angriff aus dem Meer gegeben.

Nicht frei

Grüne Pilze an der Wand ballen ihre Fäuste
buch

Ein abgegrenztes Gebiet, das Angst macht. Angst vor dem Unbekannten. Das lässt vor allem in die Menschen schauen, die plötzlich eingesperrt sind (aber vorher auch nicht frei waren).

Ähnliches kennt man aus "Lost" und "Under the Dome" im Fernsehen, auch hat zuletzt der Wiener Polizist Christian Gruböck über eine böse Wand in der Wüste, die niemanden hinaus lässt, im Roman "Unbekannte Zone" geschrieben ...

In "Auslöschung", dem ersten Teil der "Southern Reach Trilogie" des vielfach ausgezeichneten amerikanischen Science-Fiction-Autors Jeff VanderMeer ist es eine namenlose Biologin, die als unsere Reiseleiterin auftritt.

Sie erforscht die "Area X", die nach einem nicht näher erklärten Ereignis von der Regierung zum Sperrgebiet erklärt worden ist.

Sie hat ein Mikroskop dabei und verwendet in ihrem Bericht ständig das Wort "Habitat". Auch "Entität" mag sie, ganz Wissenschaftlerin halt.

Aber sie merkt bald, dass man bei dieser Expedition mit G’scheitsein nicht weit kommt: Es kann keine Antworten geben, weil man nicht die nötigen Fragen hat.

Irgendetwas heult die ganze Zeit. Etwas Großes steckt im Schilf. Irgendwie strahlt die Biologin seltsam. Man ist darauf gefasst, dass das geflügelte Cthulhu aus Büchern H. P. Lovecrafts auf einen Sprung vorbeischaut.

Aber beim 46-jährigen VanderMeer, der – überraschend bei jemandem, der auf den Fidschi-Inseln aufwuchs – Herzmanovsky-Orlando und Kubin zu seinen Vorbildern zählt, hat das Böse kein Gesicht. Ist es denn überhaupt böse?

Die Biologin ist Mitglied der bereits 13. Expedition; und bald alleiniges Mitglied. Forscher früherer Teams verschwanden entweder spurlos oder kehrten ausgebrannt in die Welt zurück und starben bald an Krebs.

Das Unglaublichste am Roman ist, wie bereitwillig man sich einlullen lässt.

Wann kommt endlich die Fortsetzung?

KURIER-Wertung:

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