Jeff Beck ist verstummt: "Regeln sind mir egal"

Jeff Beck ist verstummt: "Regeln sind mir egal"
Nachruf: Der berühmte Gitarrist starb im Alter von 78 Jahren an einer Meningitis.

Eine der herausragenden Stimmen der Rockmusik ist verstummt: Jeff Beck starb im Alter von 78 Jahren an einer bakteriellen Gehirnhautentzündung, wie seine Familie mitteilte.

Ein fast brutaler Anschlag

Das Bemerkenswerte an Beck: Seine Stimme war die Gitarre (obwohl es auch Aufnahmen mit ihm als Sänger gibt). Sein Klang auf der elektrischen Gitarre – er spielte ausschließlich Fender Stratocasters – war originell und unverwechselbar. Das lag vor allem an seinem fast brutalen Anschlag. Obwohl er auch mit Plektren spielte, ist es sein Anschlag mit den Fingern, vor allem dem Daumen, der berühmt wurde – und natürlich auch der Einsatz des Vibrato-Hebels.

Generationen von Junggitarristen versuchten verzweifelt, diesen Ton zu imitieren – und brachen sich eher die Finger, als Beck auch nur nahezukommen. „Niemand spielte Gitarre wie Jeff Beck“, twitterte KISS-Bassist Gene Simmons, einer seiner vielen Bewunderer. „Ich machte die seltsamsten Geräusche, die ich konnte“, beschrieb er selbst seine Arbeit. „Darum geht es doch, oder? Regeln sind mir egal.“

Jeff Becks künstlerische Radikalität

Es spricht für Becks künstlerische Radikalität und seinen Freiheitsdrang, dass er stilistisch nicht festzulegen war: Blues? Rock? Soul? Funk? Fusion? Jazz? Experimentelle Musik? Reines Geräusch? Er war all das und dennoch viel mehr. „Jeff Beck war von einem anderen Planeten“, schrieb Rod Stewart, der sein Sänger in der legendären Jeff Beck Group war.

Beck kam am 24. Juni 1944 in Surrey zur Welt und entdeckte bald, beeinflusst von den großen amerikanischen Blues-Gitarristen, die Gitarre als seinen besten Freund. Er baute sich selbst ein Instrument aus Zigarrenkisten. Es gab viele Auseinandersetzungen mit seinen Eltern, erinnerte er sich im Rolling Stone. Aber: „Ich nehme an, sie dachten, wenn er die Gitarre hat, geht er wenigstens nicht raus, um zu stehlen.“

1965 wurde er Nachfolger von Eric Clapton als Gitarrist der Yardbirds, Songs wie „Shapes Of Things“ machten ihn berühmt.

Hi Ho

Nach Streitigkeiten stieg er aus und gründete die Jeff Beck Group mit Rod Stewart als Sänger und Ron Wood (später Gitarrist der Rolling Stones) am Bass. „Hi Ho Silver Lining“ wurde ein mittelgroßer Hit. Doch auch diese Band hatte nicht lange Bestand, Stewart und Wood wanderten zu den Faces ab.

Beck wurde zum Solo-Künstler, der sich nicht im geringsten darum kümmerte, ob seine Musik mehrheitsfähig war. „Mich interessieren nur jene Sounds, die bisher noch niemand einer Gitarre entlockt hat. Wenn die Leute dann meine Musik hören und nicht mehr wissen, welches Instrument ich eigentlich spiele, ist das für mich ein Kompliment“, zitiert ihn die FAZ. Alben wie „Blow By Blow“ oder „Guitar Shop“ begeisterten die Musikerszene, wurden aber nie große kommerzielle Erfolge.

Ehre

Der sechsfache Grammy-Gewinner war auch ein überaus begehrter Session-Musiker, spielte mit Mick Jagger, Stevie Wonder, Jon Bon Jovi oder Tina Turner. Zuletzt nahm er ein Album mit Johnny Depp auf und gab Konzerte mit dem Filmstar – und gastierte auf dem jüngsten Album von Ozzy Osbourne. Der kommentierte Becks Ableben: „Es war eine Ehre, mit ihm zu spielen.“

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