Jane Birkin (1946-2023): Ein ewiges Liebeslied – aber viel mehr, das bleibt

Jane Birkin (1946-2023): Ein ewiges Liebeslied – aber viel mehr, das bleibt
In Frankreich wurde die Britin zur Ikone. Nun ist die Schauspielerin und Sängerin im Alter von 76 Jahren gestorben.

Es war ein mehr gehauchtes als gesungenes Lied, das allein schon gereicht hat, um Jane Birkin zur Legende zu machen.

1969 nahm sie gemeinsam mit dem französischen Chansonnier und Schwerenöter Serge Gainsbourg „Je t’aime … moi non plus“,  auf. Ein Lied, das nicht anders als ein vertonter Geschlechtsverkehr verstanden werden konnte. Das reichte damals für  einen weltweiten Skandal. Sie war 22, er 40. Bis 1980 sollte die Beziehung andauern – als Birkin seiner Alkoholexzesse müde wurde. 

Beinahe aber wäre es gar nicht  dazu gekommen, dass „Je t’aime“ Birkins Durchbruch als Sängerin wurde. Gainsbourg hatte den unerhörten Song eigentlich für Brigitte Bardot geschrieben, und hatte ihn 1967 auch mit der Filmdiva eingesungen. Doch  Bardot bat  Gainsbourg, aus Rücksicht auf ihren Ehemann Gunther Sachs von einer Veröffentlichung abzusehen. Gainsbourg ließ sämtliche Singles einstampfen. 

So erlangte aber auch Birkin - als verführerische Frau mit englischem Akzent und Zahnlücke - in Frankreich ikonischen Status. Das lässt sich schon daran ablesen, dass das Modelabel Hermès 1984 eine eigene Handtasche nach ihr benannte („Birkin Bag“). 

FILE PHOTO: A craftswoman works on a Birkin bag at the luxury goods Hermes factory in Seloncourt

Kultfilm

Jane Mallory Birkin wurde im Dezember 1946 in Marylebone, London, als Tochter einer Schauspielerin und eines Kommandanten der Royal Navy geboren. 1966 erlangte sie in Michelangelo Antonionis Kultfilm „Blow-Up“ erste Berühmtheit. Auch hier war es eine (Dreier-)Sexszene, die die Öffentlichkeit auf sie aufmerksam machte.

Nach dem Scheitern ihrer Ehe mit dem Komponisten John Barry zog sie  1968 nach Frankreich, das  ihre Wahlheimat bleiben sollte. Nach dem Erfolg mit „Je t’aime“ machte sie weiter mit Gainsbourg Musik, es entstand das Album „L’histoire de Melody Nelson“ (1971), welches auch verfilmt wurde.

In mehr als 70 Filmen hat Birkin mitgewirkt. Prägnant war etwa ihre Rolle im Thriller „Der Swimmingpool“ (1969) an der Seite von Romy Schneider und Alain Delon, auch in der starbesetzten Agatha-Christie-Verfilmung „Tod auf dem Nil“ (1978) wirkte sie mit.

Eine ihrer besten Rollen spielte sie 1991 neben Michel Piccoli in Jacques Rivettes „Die schöne Querulantin“. Der Film wurde in Cannes mit dem Jurypreis geadelt. In Österreich wurde ihr Filmschaffen insofern gewürdigt, als sie zwei Mal, 2005 und 2009, als Stargast bei der Viennale eingeladen war.

2002 veröffentlichte sie ihr selbst geschriebenes Album „Arabesque“ und  2009 das Live-Album „Au Palace“. Ihre letzte Platte „Oh! Pardon tu dormais...“ erschien 2020.

Schicksalsschlag

Im Jahr 2013 erlitt Birkin einen Schicksalsschlag, von dem sie sich nie ganz zu erholen schien. Sie verlor ihre Tochter Kate aus der Beziehung mit Barry. Die 46-jährige Fotografin hatte sich aus dem Fenster ihrer Pariser Wohnung gestürzt. In den letzten Jahren kämpfte Birkin mit gesundheitlichen Problemen. Vor zwei Jahren erlitt sie einen Schlaganfall.

FILES-FRANCE-CINEMA

Jane Birkin mit Tochter Charlotte Gainsbourg

Am 16. Juli 2023 wurde Jane Birkin in ihrem Haus in Paris tot aufgefunden. Sie hinterließ zwei Töchter, die Schauspielerinnen Lou Doillon und Charlotte Gainsbourg. Der Vater der Letzteren, Serge, schrieb nach der Trennung weiter für Birkin. Auch nach dessen Tod im Jahr 1991 sang sie diese Lieder. Bis auf eine Ausnahme: ihren gestöhnten Welthit „Je t’aime“

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