Jazzmusiker Emil Mangelsdorff starb mit 96 Jahren in Frankfurt

Der Saxofonist gilt als einer der bedeutendsten Wegbereiter im deutschen Jazz, er spielte trotz Verbots während der Nazizeit.

Der Saxofonist Emil Mangelsdorff, geboren am 11. April 1925 in Frankfurt/Main, starb im Alter von 96 Jahren in seiner Heimatstadt. Er war der ältere Bruder des Jazz-Musikers Albert Mangelsdorff (1928-2005). Die beiden gingen musikalisch getrennte Wege, spielten aber auch immer wieder zusammen.

Als Jugendlicher erfuhr Emil Mangelsdorff, dass seine Lieblingsmusik als subversiv galt: Im NS-Regime spielte er trotz Verbots im Hinterzimmer eines Frankfurter Hotels mit Freunden amerikanischen Swing. Damit die Polizei keinen Verdacht schöpfte, wurden die Jazztitel „eingedeutscht“. Aus dem „Tiger Rag“ wurde „Die Löwenjagd im Taunus“, aus dem „St. Louis Blues“ die „St.-Ludwigs-Serenade“. Am Dr. Hoch's Konservatorium in Frankfurt studierte Mangelsdorff Klarinette, ehe er wegen „Wehrkraftzersetzung“ 1943 kurzzeitig inhaftiert und 1944 an die Ostfront geschickt wurde.

Zeit seines Lebens hat sich Mangelsdorff als radikaler Demokrat verstanden. Als Zeitzeuge berichtete er Jugendlichen über Ausgrenzung und Unterdrückung im NS-Regime. 

Geprägt wurde Emil Mangelsdorff von Swing und Bebop. Seine Vorbilder: Charlie Parker und Lee Konitz, der oft in Frankfurt bei Mangelsdorff zu Gast war. Mit Charles Mingus spielte er zusammen in New York. Am Altsaxofon ließ Mangelsdorff mit einfühlsam-melodiösen Balladen die Herzen im Publikum schmelzen. Emil Mangelsdorff liebte auch die klassische Musik - seine 1973 gestorbene erste Frau Simone war Opernsängerin. 

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