Eine Soundcloud für neugierige Ohren

31 Konzerte sind heuer am letzten Wochenende im August beim Jazzfestival Saalfelden im Pinzgau geplant.

Saalfelden. Ein Festival, das in seiner 36. Auflage auch heuer (fast) ohne große Legenden lebt, aber umso mehr vom Experiment. Vom Jazz abseits des Mainstream.

Intendant Mario Steidl hat von 27. bis 30. August wieder 31 Konzerte "im Spannungsfeld zwischen Improvisation und Komposition programmiert".

Jazz plus Ethno

Der traditionelle jährliche Kompositionsauftrag an einen jungen Musiker zur Festival-Eröffnung ging diesmal an die in Wien lebende Slowenin Maja Osojnik, Jahrgang 1976. Sie hat sich mit ihrer dunklen Stimme und einem experimentellen Mix aus Jazz, Volks- und elektronischer Musik über alle Genregrenzen hinweg einen Namen gemacht.

Dabei ist eine ganze Stadt Festival: Neben den "Shortcuts" (u. a. mit Kompost 3) und Auftritten auf der City Stage (u.a. The Klezmer Connection) gibt’s auch Almkonzerte (u. a. mit Harri Stojka).

Auf der Hauptbühne setzt Steidl diesmal einen Schwerpunkt mit Klängen nordeuropäischer Provenienz, etwa mit dem Sextett The Bureau of Atomic Tourism oder dem Großprojekt Fire! Orchestra, das im Kontrast aus harmonischer und atonaler Musik teils Betörendes oder auch Verstörendes, aber immer überaus beeindruckende Sounds kreiert.

Das Christian Muthspiel Trio erinnert in einer Hommage an den 2001 früh verstorbenen Tiroler Tonkünstler Werner Pirchner, der heuer 75 geworden wäre.

Die New Yorker Band Mostly Other People Do the Killing interpretiert gern Bekanntes, wie man es nie zuvor gehört hat, zuletzt Miles Davis’ legendäres Album "Kind of Blue". Und jetzt aktuell im Congress Saalfelden das Programm "Mauch Chunk – Introducing Ron Stabinsky", benannt nach dem Pianisten im Quartett. Das Ensemble spielt Eigenes und Standards, bleibt der Tradition einerseits treu und mischt sie doch neu auf. Die Töne sind die gleichen, aber die Musik ist eine andere.

Robert "Rob" Mazurek, der amerikanische Kornettist, Elektroniker und Komponist des Modern Creative Jazz, geht nach dem Tod seiner Mutter einen musikalischen Weg zwischen Trauer und Feier des Lebens, wobei das Ensemble Black Cube brasilianische Einflüsse einbringen wird.

Höhepunkte

Ob nun rescher Hard Bop, blumiger Ethnojazz oder brachialer Hip-Hop-Jazz – wenn Steve Coleman und seine neue Formation – das 14-köpfige Council of Balance – spielen, einer der Höhepunkte im diesjährigen Programm, dann geht es um mehr als um bloße Unterhaltung. Der Hörer soll bei seinem Projekt "Synovial Joints" mit "den natürlichen Rhythmen des Universums versöhnt werden", sagt der Saxofonist.

Für James "Blood" Ulmer, einen der ausdrucksstärksten Gitarristen der Gegenwart, gilt: Jazz Is the Teacher (Funk Is the Preacher). Und der liebenswerte Kauz, unangepasst, launig, kantig und schroff wie sein Instrument, besorgt den Kehraus beim Festival, das über ein Budget von 615.000 Euro verfügt. Rund 140.000 Euro werden über den Kartenverkauf eingespielt, der größte Teil kommt von Subventionen und Sponsoren.
www.jazzsaalfelden.com

Kommentare