Jazz als Synonym für Experiment

Steven Bernstein
32 Konzerte an vier Tagen: Saalfelden geht vielen großen Ensembles und Neuentdeckungen über die Bühne.

Im Pinzgau klingt das Heutige manchmal gestrig. Oft aber die Tradition sehr frisch. Große Neugier und großes Vertrauen auf überwiegend Unbekanntes ist jedenfalls auch heuer Voraussetzung beim traditionellen Jazzfestival in Saalfelden (22. bis 25. 8.) am letzten August-Wochenende.

Legenden des Jazz als Zugpferde sucht man dabei vergeblich. „Die müssen sich schon ergeben und ins Programm passen“, sagt Intendant Mario Steidl. Aber 14 von 15 Jazz-Projekten, die diesmal auf der Hauptbühne im Kongresshaus präsentiert werden, waren bisher noch nie live in Österreich und sogar in Europa nur zum Teil zu hören.

„Es gibt viele außergewöhnlich innovative Musiker, die sich zugleich mit der Tradition des Jazz auseinandergesetzt und die Musik weiterentwickelt haben“, sagt Steidl. Zum Beispiel Wadada Leo Smith. „Der Freejazz-Trompeter hat ein chinesisches Streichquartett und einen Videokünstler in seine zehnköpfige Band integriert.“ Er erinnert mit seinem Projekt „Ten Freedom Summers“ an die Kämpfe und Errungenschaften der Bürgerrechtsbewegung – und liefert zugleich auch einen hochaktuellen, brisanten Kommentar zur Gegenwart.

Der Konzert-Reigen auf der Hauptbühne beginnt am 23. 8. mit „Action Figures“ des österreichischen Pianisten David Helbock, der etwa auf der CD „Purple“ Kompositionen von Prince in neue Dimensionen katapultierte..

Jazz als Synonym für Experiment
Brandon Ross
Es folgenMarc Ducretszwölfköpfige Band„Tower Bridge“, das Quintett des BassistenScott Colley und als MitternachtseinlageOmaha Diner“u. a. mitTim Berne, Steven Bernsteinund DrummerBobby Previte. Am Samstag spielt nach „The Race Riot Suite“ derJacob Fred Jazz OdysseyundJohn Medeskisolo am Piano und diversen anderen InstrumentenFranz Hautzingers„Big Rain“mit dem E-BassistenJamaaladen Tacuma undHamid Drakeam Schlagzeug.

Außerdem entert mit Liro Rantale ein finnisch-polnisch-kroatisches Streicher-Trio die Jazz-Bühne, ehe mit „Jewish Afro Beat“ des Gitarristen Jon Madof wieder eine Großformation den Tag beschließt.

Bekanntschaft mit Jazz aus Schweden kann man bei Martin Küchen’s Angles 10 machen. Brandon Ross präsentiert sein neues Projekt „Blazing Beauty“, und The Uri Caine Ensemble transformiert zum Festival-Ausklang George Gershwin in die Ästhetik der Gegenwart.

Neben den Konzerten auf der Hauptbühne gibt es auch wieder die Reihe „Shortcuts“ im Kunsthaus Nexus mit Kammermusik u. a. von Lorenz Raab, Bobby Previte oder Franz Hautzinger. Auf dem Rathausplatz spielen u.a. die Lungau-Bigband von Horst Hofer, das deutsche Quintett Budzillus oder die Donauwellenreiter. Neu im Programm ist ein Kinderkonzert: „Der Pilot Herr Fridolin“ von Benedikt Grawe und Juliana Haider mit Florian Bramböck und Christian Wegscheider. „Das ist ein Versuch. Aber wenn es gut läuft, wird es in Zukunft jedes Jahr ein Angebot für Kinder geben“, sagt Steidl.

Wann & Wo: 34. Internationales Jazzfestival in Saalfelden (22. bis 25. August): Vier Tage Jazz mit zahlreichen Österreichpremieren. Die Stadt am Steinernen Meer versteht sich selbst als Bühne für das Außergewöhnliche, es stellt das Experiment und das Unerwartete in den Vordergrund und verweigert sich der Kommerzialisierung.

Karten: 3-Tages-Tickets 106 bis 181 € im Vorverkauf (bis 13. August); 06582/706 60 oder www.jazzsaalfelden.com

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