Scheuer Bubencharme, großes Talent
Kein Schnickschnack ist das Motto von Jake Bugg. Und das bezieht sich nicht nur auf die Songs des Anfang des Jahres aufgrund seines selbstbetitelten Debütalbums als „der neue Dylan“ (obwohl er mehr nach Johnny Cash klingt) gehypten Briten. Donnerstag zeigte er im Wiener Flex, dass das auch auf seine Live-Show zutrifft. Denn die ist gar keine Show, sondern ein schlichtes Konzert, das die Musik auf das Wesentliche herunter bricht: Tolle Songs, toller Sänger.
Nur einen Drummer und einen Bassisten hat der 19-Jährige in seiner Band. Den Rest macht er selbst: Die Gitarre spielt er wie kein anderer Teenager – genauso versiert im Rhythmus-Spiel wie im Solieren, an der akustischen wie der elektrischen.
Und dann sind da noch seine Lieder: Erzählungen aus der Jugend im tristen Gemeindebau Clifton in der Arbeiterstadt Nottingham, über die saufenden Eltern und die Suche nach Antworten bei Konfuzius – kurz, ehrlich, prägnant, ohne Schnickschnack sowohl im Text als auch in der Melodie.
Im langen Schlauch des Flex dringt er damit nicht bis ganz hinten durch, dazu ist seine Bühnenpräsenz zu unaufgeregt, zu sehr ein scheues Anbieten seines Talents, nie ein Anbiedern. Doch die Studenten in der Mitte sind der verblüffenden Reife seiner Lieder schon bei „Simple As This“ in der Mitte des Programm erlegen. Und die Schülerinnen, die ganz vorne das Kreischen nach Justin-Bieber-Manier üben, waren seinem Bubencharme und Dackelblick schon nach dem ersten sehnsüchtigen Ton des zarten Liebesballaden-Openers „Fire“ verfallen.
Mit „Lightinig Bolt“ und dem grandiosen „Two Fingers“ hat der Knabe auch schon Hits. Und die werden im Flex von vorne bis hinten, von jung bis alt gefeiert.
KURIER-Wertung: **** von *****
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