So wütend, so Prodigy

Sänger Keith Flint provozierte seinen Freund, den Prodigy Songwriter Liam Howlett - im Namen der Kunst.
Die Kult-Elektroniker The Prodigy spielen am 13. November in Wien.

Es ist, als würde ich in eine Schlacht ziehen. Ich will ein tobendes, pulsierendes Publikum. Und am Ende kriege ich das immer!"

Keith Flint, Sänger von The Prodigy, spricht von dem Moment, wenn er auf die Bühne geht, diesem zwingenden Willen, zu überzeugen und zu begeistern. Auch wenn er am 13. November in der Wiener Stadthalle auf die Bühne geht, wird ihn das antreiben. Denn, erklärt er im Interview mit dem KURIER: "Live-Konzerte sind meine Droge. Da fühle ich mich lebendig, werde daran erinnert, dass das Leben Sinn macht."

Aus diesem Grund war die Zeit, in der The Prodigy ihr jüngstes Album "The Day Is My Enemy" aufnahmen, für Flint sehr frustrierend. Während Sound- und Beat-Bastler Liam Howlett – ein Perfektionist, der sich gerne in Details verliert – einmal mehr Jahre brauchte, um das Album in die Spur zu bekommen, war er auf einem "immensen Entzug".

Wobei es, wie er betont er, nicht um die Anerkennung des Publikums gehe, sondern um die Energie und die Euphorie, die von ihm komme. "Du denkst die ganze Zeit, das wartet da draußen auf dich, das könntest du haben – wenn nur endlich das Album fertig wäre."

Provoziert

Das war mit ein Grund, warum er Howlett während der Aufnahmen immer wieder sehr gezielt ihn in Bezug auf die Songs herausforderte, ja sogar provozierte: "Wenn man so lange zusammen arbeitet, ist das wichtig, um kreativ weiterzukommen. Ich habe mich dabei voll auf unsere Freundschaft verlassen. Ich wusste, dass die stabil und unantastbar ist, dass auch Liam klar ist, dass es dabei nur darum geht, besser zu werden."

So wütend, so Prodigy
epa02236336 Vocalist, Keith Flint of British band The Prodigy performs on stage at the Roskilde Festival some 30 km west of Copenhagen, Denmark, 04 July 2010. The festival, which runs until 04 July 2010 is attended by some 75,000 rock fans. EPA/TORBEN CHRISTENSEN DENMARK OUT .
Es habe funktioniert, pflichtet ihm Howlett eifrig bei, sei sogar notwendig gewesen. Denn eine Zeit lang war der Songwriter mit seinem Output selbst extrem unzufrieden. Ein fast fertiges Album mit dem Titel "How To Steal A Jetfighter" warfen The Prodigy Anfang 2014 in den Müll. Der Kreativ-Schub kam erst, als Howlett begann, in der Nacht zu arbeiten.

Entsetzlich

"Eigentlich war das logisch, denn wir sind Kreaturen der Nacht", erklärt er. "Unsere Musik lebt und atmet in der Nacht. Es kam aber auch diese entsetzliche Kommerzialisierung der Elektronischen Musik mit Leuten wie David Guetta dazu. Als wir uns bemüht haben, unter Druck gesetzt, um tolle Tracks zu machen, hat es nicht funktioniert. Erst als sich dieser EDM-Sound von Pop über Hip-Hop bis in die Werbung zog, hat er eine natürliche Gegenreaktion bei uns ausgelöst. Das hat bei mir bewirkt, dass ich mich abgrenzen wollte – so wütend, so aggressiv und kompromisslos, so sehr Prodigy sein wollte, wie es irgendwie geht."

Deshalb schließt das Trio (Howlett, Flint und der zweite Frontmann Maxim Reality) mit "The Day Is My Enemy" an den Sound von Hits wie "Firestarter" und "Breath" an. Deshalb ist nicht nur der Track "Ibiza" eine Absage an die "faden, Wischiwaschi-DJs, die kreativ nichts weiterbringen, lieber Stars als Künstler und zu faul sind, etwas Originelles zu schaffen."

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